Nach ordentlichen Quartalszahlen und der auf der Hauptversammlung beschlossenen Entscheidung, den Börsen-Stammsitz künftig wieder in Deutschland zu haben, rutschte die TUI-Aktie am Dienstag plötzlich ab. Gerüchte und charttechnische Faktoren werden als Gründe angeführt. Die Analysten bleiben jedoch recht zuversichtlich gestimmt.
Rund zehn Jahre nach dem Wechsel an die Londoner Börse (LSE) kehrt der Reisekonzern TUI mit seiner Hauptnotierung in wenigen Monaten wieder nach Deutschland zurück. Auf der virtuellen Hauptversammlung wurde der Wechsel beschlossen (DER AKTIONÄR berichtete). Seit 2014 war TUI wegen der Fusion mit der britischen TUI Travel zugleich an der Londoner LSE, an der Börse Hannover und im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Doch der Großteil des Aktienhandels fand zuletzt in Deutschland statt, begründete TUI den Schritt.
Für den Frankfurter Börsenbetreiber ist der Reisekonzern ein bekannter, prestigeträchtiger Neuzugang. Zuletzt hatte die Deutsche Börse einige renommierte deutsche Unternehmen verloren, etwa DAX-Schwergewicht Linde. Auch Birkenstock und BioNTech zogen New York dem Börsenplatz Frankfurt vor.
Die Aktien von TUI haben nach den Quartalszahlen und der Hauptversammlung eine Berg- und Talfahrt hingelegt. Die Papiere des Reisekonzerns waren am Dienstag zunächst um mehr als acht Prozent in die Höhe geschnellt und hatten dabei den höchsten Stand seit August erreicht. Doch ab Mittag ging es abwärts. Am frühen Nachmittag standen sie plötzlich um mehr als sieben Prozent im Minus. Zum Handelsschuss erholten sie sich aber spürbar und beendeten den Tag bei 6,83 Euro. Am Mittwoch fällt die TUI-Aktie erneut um mehr als vier Prozent und notieren bei etwa 6,52 Euro.
Ein Händler machte darauf aufmerksam, dass TUI-Aktien am Dienstag im Tageshoch erneut an einem hartnäckigen Widerstand bei etwa 7,40 Euro gescheitert seien. Nach dem Einbruch der Aktien im Frühjahr 2023 waren Kurserholungen stets im Bereich von 7,30 bis 7,40 Euro geendet.
Analysten sind noch zurückhaltend
Börsianer lobten die guten Quartalszahlen von TUI und eine ermutigende Buchungsentwicklung. Zudem machten aber auch Gerüchte über eine erneute Kapitalerhöhung die Runde. Doch auf der HV wurden lediglich Vorratsbeschlüsse dazu neu genehmigt. Analysten wiesen auch auf die Anfälligkeit des Unternehmens für das wirtschaftliche Umfeld und die geopolitischen Risiken hin, was Beobachtern zufolge für einen nervösen Handel gesorgt hat.
Analystin Jaina Mistry von der Bank Jefferies merkte an, der Reisekonzern habe im ersten Quartal überraschend profitabel gewirtschaftet. Die Trends bei den Buchungen für die Wintersaison 2023/24 und die Sommersaison 2024 blieben "ermutigend", schrieb die Expertin. Zudem sei die Nettoverschuldung im Jahresvergleich zurückgegangen. Sie hob das Kursziel für TUI von 7,00 auf 7,50 Euro an und blieb bei ihrer Einstufung "Hold". Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für TUI auf "Market-Perform" mit einem Kursziel von 6,80 Euro belassen.
Während Branchenexperten beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) im ersten Geschäftsquartal einen Verlust von 64 Millionen Euro erwartet hätten, habe TUI einen Gewinn von 6 Millionen Euro erzielt, schrieb Analyst Cristian Nedelcu von der Bank UBS. Die Buchungen für die Sommersaison seien im Jahresvergleich um acht Prozent gestiegen – bei gleichzeitig gestiegenen Durchschnittspreisen. Er bleibt bei seinem Voting "Neutral" und einem Kursziel von 644 Pence. In dem Bereich hatte die Londoner Notierung im August ein Zwischenhoch. In Deutschland lag dieser Preis damals bei 7,40 Euro.
Optimistischer ist Deutsche Bank Research. Analyst Andre Juillard beließ die Einstufung für TUI nach den Zahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 10,50 Euro. Mit dem ersten Quartal beim Reiseveranstalter bestätige sich ein Trend, der noch stärker sei als anfangs gedacht, schrieb er in einer aktuellen Studie.
Die TUI-Aktie benötigt nach dem jüngsten Anlauf auf die Widerstandszone bei 7,30 bis 7,40 Euro weitere Impulse. DER AKTIONÄR bleibt zuversichtlich, dass das auf absehbare Zeit gelingen wird, sollte es keine gravierenden Störungen geben. Das längerfristige Kursziel liegt bei 11 Euro. Sicherheitshalber sollte bei 5,50 Euro eine Stop-Loss-Order platziert werden.
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(Mit Material von dpa-AFX)