Jetzt ist es offiziell: Die TUI-Anteilseigner haben auf der Hauptversammlung für ein Delisting der Touristik-Aktie in London gestimmt. 98,35 Prozent der TUI-Aktionäre stimmten dafür, dass TUI wieder im Heimatland notiert. Die TUI-Aktie ging am Tag der Quartalszahlen und der HV auf eine extreme Berg-und-Talfahrt.
Der weltgrößte Reisekonzern TUI kommt nach rund zehnjähriger Abwesenheit mit seiner Aktien-Notierung nach Deutschland zurück. Mit großer Mehrheit (98,35 Prozent) stimmten die auf der Hauptversammlung vertretenen TUI-Aktionäre (Präsenz war 26,89 Prozent) für ein Delisting der Aktie in London.
Der Weg für einen Umzug der Börsennotierung von London nach Frankfurt ist also frei. Anders als vor dem Brexit wechseln mehr als drei Viertel der TUI-Papiere inzwischen in Deutschland den Besitzer. Zudem gehören mehr als drei Viertel der TUI-Aktien Anlegern aus der Europäischen Union. TUI hatte die Hauptnotierung der Aktie einst wegen der Verschmelzung mit der damaligen Veranstaltertochter Tui Travel nach London verlegt.
Um das dortige Listing zu beenden, brauchte die Führung des Reise-Konzerns die Zustimmung von Anteilseignern mit 75 Prozent der Stimmen. Laut Aussagen von Finanzchef Mathias Kiep wird TUI Anfang April in den Prime Standard der deutschen Börse aufgenommen. Am 24. Juni wird die Aufnahme der Aktie in den MDAX erwartet. Dann endet auch das Listing an der London Stock Exchange. Das Papier wird danach nur noch in Frankfurt und Hannover auf dem Kurzettel stehen. Hauptbörse werde dann Frankfurt sein.
Die TUI-Spitze verspricht sich von dem Wechsel einfachere Strukturen und Vorteile für die Eigentumsverhältnisse der konzerneigenen Fluggesellschaften. Deren Verkehrsrechte hängen davon ab, ob TUI mehrheitlich im Eigentum von Aktionären aus der Europäischen Union ist. Diese Quote sei für die europäischen Airlines jedoch "nicht mal im Ansatz ein Problem", sagte Ebel in einer Videokonferenz. Für die britische Tui Airways stellt sich das Problem dank lockerer Regelungen in Großbritannien umgekehrt nicht.
Starke Kursschwankungen
Vorübergehend könnte die Abkehr von London zu etwas Kursdruck in der TUI-Aktie führen, schrieb das Handelsblatt. Weil TUI Mitglied der FTSE-UK-Indexserie ist, müssten Investoren reagieren, die sich bei der Aktienanlage an diesem Index orientieren, sprich sich von der TUI-Aktie trennen. Je nachdem, wie geballt diese Verkäufe stattfinden werden, könne das den Kurs zeitweise drücken. "Der Übergang kann temporär zu Verwerfungen führen, wenn Fondsmanager in Großbritannien aus Indexgründen die Aktie verkaufen müssen", zitiert das Handelsblatt Michael Gierse, Fondsmanager bei Union Investment.
Andererseits dürfte die MDAX-Aufnahme früher oder später zu Käufen von Fonds führen, die den Index der mittelgroßen Werte nachbilden. Mit Kursschwankungen muss also weiterhin gerechnet werden.
Am Dienstag ist die TUI-Aktie im deutschen Xetra-Handel nach einem Anstieg auf 7,39 Euro zeitweilig bis auf 6,32 Euro herunter gerauscht, erholte sich zum Xetra-Schluss aber wieder auf 6,83 Euro.
DER AKTIONÄR sieht die aktuellen Kursturbulenzen als vorübergehendes Ereignis und bleibt zuversichtlich, dass der TUI-Kurs die Chart-Hürde bei 7,20 bis 7,40 Euro mittelfristig überwinden kann. Engagierte Anleger beachten jedoch die Stop-Loss-Marke bei 5,50 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)