Auf den ersten Blick mutet es durchaus paradox an, weil für beide Destinationen Reisewarnungen bestehen: Der deutsche Touristik-Konzern TUI bietet zunächst nicht wieder Pauschalreisen nach Mallorca an. Das mache man ab Oktober lediglich mit den Kanarischen Inseln, sagte eine TUI-Sprecherin dem Mallarco-Magazin. Es handele sich um eine Testphase. Gleichzeitig melden sich die Analysten der Commerzbank zum Thema „Staatshilfen“ zu Wort.
Auch wenn jetzt TUI weitere 1,2 Milliarden Euro zufließen, ist die Lage aus Sicht der Großbank weiter sehr ernst. Die Risiken bleiben hoch, sagte Commerzbank-Analyst Adrian Pehl gegenübe der FAZ. Trotz gewährter oder zumindest zugesagter Staatskredite in Höhe von rund 3 Milliarden Euro sei die Lage der TUI „immer noch nicht trivial“.
Das Problem: Auf der einen Seite hat TUI derzeit wegen Corona und Co überschaubare Einnahmen. Auf der anderen Seite müssen die Hannoveraner im Moment wieder viel Geld an Kunden zurückzahlen, deren Reisen wegen weltweit stark steigender Infektionszahlen in den meisten Urlaubsländern ausfallen. Sollte das finanzielle Ausbluten im gleichen Tempo weitergehen, könnte der Konzern zum Ende seines ersten Quartals im Geschäftsjahr 2020/21, das von Oktober bis Dezember läuft, negatives Eigenkapital ausweisen, erwartet Analyst Pehl. An der Börse würde das als starkes Alarmsignal gewertet. Außerdem steht 2021 die Refinanzierung einer 300 Millionen Euro schweren Anleihe an, die ebenfalls geregelt werden muss.
Eines ist klar: TUI braucht dringend fresh money, aber es ist sehr schwer für die Mannschaft um Unternehmenschef Fritz Joussen, den richtigen Zeitpunkt für die angedachte Kapitalerhöhung zu finden. Der stark gefallene Aktienkurs, der am Mittwoch zumindest einen Satz Richtung der 3,20-Marke machte, wird nur dann weiter klettern, wenn das Infektionsgeschehen - gegen den aktuellen Trend - wieder abebben würde.
Dann ließe sich die angepeilte Summe für die Kapitalerhöhung leichter einsammeln, die Gerüchten zufolge zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro liegen soll. Schlimmstenfalls ginge es weiter Richtung Allzeit-Tief, das bei 2,43 Euro liegt. Das würde TUI, dann zwingen mehr Aktien auszugeben, weil sonst nicht genug Kapital zufließt - immer unter Voraussetzung, dass sich genügend Interessenten finden.
DER AKTIONÄR teilt die Einschätzung der Commerzbank: Für TUI ist die Lage sehr ernst. Anleger machen besser einen Bogen um die Aktie und fokussieren sich auf aussichtsreichere Titel.