Es lag förmlich in der Luft, und TUI-Chef Fritz Joussen hatte die Anleger im Grunde auch behutsam darauf vorbereitet: Der durch die Corana-Krise schwer gebeutelte Reisekonzern plant nach Angaben des Handelsblatt nun eine Kapitalerhöhung. Das soll überlebenswichtige Liquidität in die klammen Kassen spülen. Der TUI-Aktie gefällt das naturgemäß weniger, geht direkt auf Tauchstation.
Konkret will TUI-Boss Fritz Jousssen laut eines Berichtes vom Handelsblatt zwischen 0,7 und einer Milliarde Euro einsammeln. Bis spätestens Ende September will Joussen dazu die Konditionen festzurren.
Der Hintergrund: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie kämpft TUI um die Existenz. Im zweiten Quartal brach der Umsatz um unfassbare 99 Prozent ein - TUI verbuchte einen historischen Quartalsverlust von 1,45 Milliarden Euro. Insgesamt flossen bei TUI in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres fast zwei Milliarden Euro liquide Mittel ab.
Um die Liqudität und die Existenz zu sichern, hat TUI bereits zweimal vom staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen – insgesamt drei Milliarden Euro. Die Anteilseigner wurde bisher verschont. Das soll sich jetzt laut Handelsblatt ändern. So soll der TUI-Großaktionär Alexej Mordaschow, der mit einem Anteil von 24,9 Prozent an der "Spitze der Anteilseigner" steht, angeblich über seine zypriotische Zwischenholding Unifirm Limited ins Spiel kommen - und notfalls bis zu 300 Millionen Euro beisteuern. Ein TUI-Sprecher wollte diese Spekulation auf Anfrage des AKTIONÄR allerdings nicht kommentieren.
Die TUI-Aktie verliert am Nachmittag über fünf Prozent und notiert nur noch bei 3,45 Marke. Charttechnisch hat sich das Bilder nun wieder eingetrübt, da das Papier die 38-Tage-Linie, die derzeit bei 3,63 Euro verläuft, nach unten gerissen hat.
Die Kapitalerhöhung war angesichts der angespanten Finanzlage und der tendenziell schwachen Herbst- und Winterbuchungen zu erwarten. Der durch die Kapitalmaßnahme enstehende Verwässerungseffekt drückt (zusätzlich) auf den TUI-Kurs. Anleger umfliegen besser die Touristik-Aktie und konzentrieren sich auf Werte mit Potenzial.