TUI erhält womöglich weitere staatliche Unterstützung. So sind finanzielle Hilfen von Niedersachsen im Gespräch, berichtet die dpa. Diese Nachricht und die Hoffnung auf einen schnellen Impf-Prozess lassen die Anleger bei der Aktie zugreifen.
Nach dpa-Informationen aus dem Umfeld der Landesregierung seien 400 Millionen Euro in Form von Bürgschaften im Gespräch. Die Landtagsopposition ist tendenziell dagegen. Nach Auffassung der Grünen darf der weltgrößte Reiseanbieter keine umfangreiche Unterstützung aus Landesmitteln wie etwa die Beteiligungen Deutsche Messe AG oder Flughafen Hannover bekommen.
Finanzexperte Stefan Wenzel sprach sich ebenfalls dagegen aus. „Es ist nicht Aufgabe des Staates, die TUI-Investoren zu retten, die bislang herzlich wenig zur Lösung beigetragen haben", kritisierte Wenzel. Die FDP hatte eine Bürgschaft in diesem Fall bereits Anfang Dezember ein "unverantwortliches Risiko" genannt.
Die Gesamthilfe für den weltweit größten Touristik-Konzern - private Kapitalspritzen inklusive - beläuft sich mittlerweile auf rund 4,8 Milliarden Euro. Auch ein Einstieg des Bundes über die Wandlung etwa von Anleihen in Aktien ist vorbereitet, was Kritiker staatlicher Eingriffe mit gemischten Gefühlen sehen.
Parallel dazu stehen im TUI-Konzern 8000 Stellen weltweit auf der Streichliste, vor allem im Ausland. Gewerkschafter kritisieren dies scharf - und ebenso, dass in guten Jahren relativ hohe Dividenden an die Eigentümer flossen, anstatt höhere Gewinnanteile ins Unternehmen zu investieren. Vorstandschef Fritz Joussen betonte dagegen: „TUI war vor der Krise kerngesund. Rund eine Milliarde operatives Ergebnis, rund eine Milliarde Investitionen pro Jahr, 21 Millionen Kunden in 2019 und 14 Prozent Buchungsplus zum Jahresbeginn 2020."Eine Entscheidung soll am 13. Januar fallen. Es gebe noch einige Punkte zu prüfen, heißt es. Für die Messegesellschaft in Hannover hatte das Land bereits konkrete Hilfen in Aussicht gestellt, auch für den Airport Hannover-Langenhagen sind Bürgschaften und ergänzende Kapitalspritzen in der Diskussion.
Mit einer Bürgschaft vom Land Niedersachsen würde TUI einen weiteren Baustein setzen, um das Überleben zu sichern. Dazu gesellt sich die Hoffnung, dass der Impf-Prozess so schnell voranschreitet, dass im Sommer die touristische Welt wieder (einigermaßen) in Ordnung ist. Die TUI-Aktie befindet sich weiterhin im AKTIONÄR-Langfrist-Depot. Trader können auf eine Fortsetzung der jüngsten Aufwärtsbewegung spekulieren.
Mit Material von dpa-AFX