Für TUI ist das Jahr 2020 ein echter Alptraum, der nicht aufhören will. So sind jetzt auf dem Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff 6" der Reederei TUI Cruises, einem Gemeinschaftsunternehme von TUI und Royal Caribbean, einige Besatzungsmitglieder positiv auf das Coronavirus getestet worden. Doch unterkriegen lassen sich die Hannoveraner nicht: Trotz Reisewarnung will man ab Anfang Oktober die Kanaren anfliegen. Die Aktie kann davon in einem freundlichen Gesamtmarkt profitieren.
Zwölf Crew-Mitglieder positiv getestet"Am Montagfrüh haben wir von einem externen Labor positive Testergebnisse von zwölf Crew-Mitgliedern der "Mein Schiff 6" erhalten", teilte TUI Cruises mit. Die gesamte Besatzung sei in den letzten 14 Tagen nicht auffällig geworden, keines der zwölf Crew-Mitglieder habe Symptome. Die Betroffenen seien an Bord isoliert worden und würden nun an Bord erneut getestet. Erste Befunde seien negativ.
Griechische Medien berichteten, das Schiff sei am Sonntagabend von der kretischen Hafenstadt Heraklion ausgelaufen. Nach Bekanntwerden der Testergebnisse habe der Kapitän die Reise unterbrochen und vor der kleinen griechischen Insel Milos auf weitere Instruktionen gewartet. Das Schiff soll nun in den Hafen von Piräus fahren. Wie es dann weitergeht, steht aktuell noch nicht fest.
Kanaren werden in den Herbstferien trotz Reisewarnung angeflogenFest steht hingegen, dass TUI ab dem 3. Oktober wieder Pauschalreisen auf die Kanaren anbietet. "Wir wollen dem Gast die Wahl geben, ob er die Reise antreten oder kostenlos stornieren oder umbuchen möchte", sagte Tui-Sprecher Aage Dünhaupt am Montag der dpa. Seit der Reisewarnung für ganz Spanien hatte TUI die Flüge auf die Kanarischen Inseln stark reduziert, Pauschalreisen wurden abgesagt. Flüge waren über TUI weiterhin möglich, wie Dünhaupt sagte.
Dass bald wieder Pauschalreisen möglich sind, liege auch an den anstehenden Schulferien. "Unser Ansatz war, eine Lösung für die Herbstferien zu schaffen - für die Gäste, die auch weiterhin auf die Kanaren möchten." Der Flugplan werde je nach Bedarf ausgebaut.
TUI sieht "kein besonderes Risiko"
Der Tourismuskonzern sieht für umsichtige Urlauber, die trotz Reisewarnung auf die zu Spanien gehörende Inselgruppe im Atlantik fliegen, kein besonderes Risiko. "Alle Auswertungen und Zahlen zeigen, dass der Pauschalreisende, der sich an die Regeln hält, überhaupt nicht gefährdet ist", sagte Dünhaupt. Die TUI-Reisenden seien zudem versichert, falls Corona-Test, Quarantäne oder eine Corona-Behandlung nötig werden sollten.
Der Deutschlandchef des Tourismuskonzerns, Marek Andryszak, erwartet, dass viele Kunden genau abwägen, ob sie in ein Risikogebiet reisen oder nicht. "Aber durch die Möglichkeit, sich testen zu lassen, glaube ich schon, dass viele Kunden ihren Urlaub trotz Reisewarnung antreten werden", sagte Andryszak. Mit der Entscheidung stelle sich das Unternehmen nicht gegen die Bundesregierung.
Problem: Auslandskrankenversicherungen im Falle von Nicht-Corona-ErkrankungenDie Bundesregierung weist Regionen, in denen ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 besteht, als Risikogebiete aus. Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf Corona testen lassen und dann solange in Quarantäne bleiben, bis das Testergebnis da ist. Die Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung für touristische Reisen haben. Auslandskrankenversicherungen können im Falle einer Erkrankung , wie eine Blinddarm-Entzündung mit teurem Rücktransport, das Bezahlen der Arztkosten verweigern.
Auf den Kanaren ist die Zahl der Corona-Infektionen im Vergleich zu anderen Regionen Spaniens relativ niedrig. Die Regionalregierung schaffte es im September, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zu halbieren. Als die Bundesregierung die Kanaren Anfang des Monats auf die schwarze Liste gesetzt hatte, lag diese Zahl noch bei 107. Vorige Woche wurde sie auf knapp über 50 gedrückt. Allerdings muss die 7-Tage-Inzidenz mehrere Tage lang unterhalb von 50 liegen, damit es eine Chance auf Aufhebung der Reisewarnung gibt.
Auf den Kanaren wie auch in ganz Spanien gilt eine strenge Maskenpflicht. Auch im Freien sind Mund und Nase zu bedecken - selbst dann, wenn der Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden kann. Verstöße gegen diese Anordnung werden mit bis zu 100 Euro bestraft. Anders als in anderen Regionen Spaniens gilt auf den Kanaren zwar keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Es gibt aber eine Reihe von Restriktionen, vor allem auf den vier von der Pandemie am stärksten betroffenen Inseln des Archipels - Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura und La Gomera. Dort sind etwa in den nächsten 7 bis 15 Tagen Versammlungen von mehr als 10 Personen untersagt, die meisten Cafés, Bars und Restaurants müssen spätestens um Mitternacht schließen.
TUI versucht sicherlich alles, um sich gegen die Corona-Krise zu stemmen. Ob Menschen angesichts der weltweit steigenden Corona-Zahlen allerdings in größerer Anzahl den Weg Richtung Teneriffa, Gran Canaria und Co finden, bleibt abzuwarten. Die TUI-Aktie sollte derzeit besser nicht auf dem Kaufzettel der Investoren stehen.
(Mit Material von dpa-AFX)