Tief, tiefer, TUI – lautet derzeit offenbar das Motto einiger Börsianer. Im schwachen Umfeld streiken auch die Käufer der Touristik-Aktie. TUI fällt am Montag zeitweilig um mehr als fünf Prozent und markiert ein neues Allzeittief. Das Chart-Bild verdunkelt sich weiter. DER AKTIONÄR checkt, wo kurzfristig eine Bodenbildung erfolgen könnte.
Der Deutsche Reiseverband (DRV) hat auf seinem Hauptstadtkongress vor zehn Tagen ein gemischtes Bild der Tourismus-Branche skizziert. Zum einen habe man erstmals seit der Corona-Pandemie "wieder ein normales Jahr geschafft, und das aus eigener Kraft", betonte DRV-Präsident Norbert Fiebig in seiner Grundsatzrede und freut sich über die gute Stimmung der Reisewirtschaft kurz vor Ende des Touristikjahres 2022/2023. Herausfordernd bleibe allerdings die allgemeine wirtschaftliche Lage. So hat die Anzahl der Reisenden, entgegen der Umsatzentwicklung, noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.
Zudem sei eine Zweiteilung der Kundennachfrage zu beobachten. Während viele Menschen sich nach wie vor – auch bei gestiegenen Preisen – das Reisen leisten können und wollen, gibt es auf der anderen Seite auch immer mehr Menschen, die sich den Sommerurlaub nicht mehr erlauben könnten. Fiebig fordert: "Der Urlaub muss auch für Durchschnittsverdiener weiter bezahlbar bleiben." Auch drohe aus Brüssel eine weitere Verschärfung der Pflichten von Reiseveranstaltern und Reisemittlern bei Pauschalreisen. Zusätzliche Auflagen kosten Geld und verteuern das Produkt.
TUI ist als größter (Pauschal)-Reiseveranstalter Europas auf Masse angewiesen. Die immer luxuriöser werdenden Resorts können sich "Otto-Normal-Familien" kaum mehr leisten. Daher ist auch die Kauflaune der Aktionäre zuletzt gedämpft – obwohl die Geschäftszahlen der Hannoveraner ganz ordentlich sind und für das ablaufende Geschäftsjahr schwarze Zahlen erwartet werden.
Die TUI-Aktie kommt weiterhin nicht auf die Beine. Im Gegenteil: Am Montag sackt die Aktie im Xetra-Handel zeitweilig auf 4,49 Euro ab – ein neues historisches Tief.
Charttechnisch könnte die TUI-Aktie noch ein wenig weiter abtauchen. Seit August hat sich ein Abwärtstrend-Kanal gebildet, der auf der Unterseite auch Kurse nahe der 4-Euro-Marke denkbar macht. Demnach hätte die in London beheimatete Aktie nochmals gut zehn Prozent Abwärtspotenzial. Erst oberhalb der 5-Euro-Marke oder noch besser oberhalb des früheren Tiefs bei 5,70 Euro sähe die technische Lage wieder besser aus.
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Zurückhaltung gegenüber der TUI-Aktie. Lediglich Hasardeure legen sich mit einem Abstauber-Limit bei gut 4 Euro auf die Lauer und hoffen auf eine Trading-Chance.
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