Die Reisebranche setzt mit Abebben der Corona-Pandemie auf wieder deutlich bessere Geschäfte. Vor allem der Sommer 2022 soll an die guten alten Zeiten in Form des 2019er-Umsatz-Niveaus anknüpfen. Die Buchungen jedenfalls machen Hoffnung. Dennoch kommt das Papier des Reiseveranstalters aus Hannover weiterhin nicht in Fahrt.
Neben der enormen Inflation, die größere Löcher in die Haushaltskassen der Menschen reißt und damit folgerichtig für Konsumzurückhaltung sorgt (DER AKTIONÄR berichtete), sind auch die Reiseverbände hierzulande nicht gerade euphorisch. Der neue Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Sören Hartmann, etwa äußerte sich zwar jüngst auf dem Tourismusgipfel auf den ersten Blick durchaus optimistisch, wie die Nachrichten-Agentur Reuters berichtete. "Die Reiselust der Menschen ist groß." Buchungen seien eher kurzfristig, zögen aber an, so der BTW-Boss. Denn nach zwei reisearmen Jahren gebe es Nachholbedarf. "In weiten Teilen unserer Branche ist deshalb auch wieder Zuversicht zu erkennen", so Hartmann.
Der BTW-Chef erklärte aber im gleichen Atemzug, dass das Wiederhochfahren im Tourismus begonnen habe und die Politik weiterhin dafür sorgen müsse, dass der Neustart gelinge. Ob die Branche 2022 bereits wieder das 2019er-Niveau erreichen kann, ließ Hartmann offen. Echter nachhaltiger Optimismus klingt irgendwie anders.
Und das die Branche noch ein gutes Stück vom 2019er-Niveau entfernt ist, spiegeln die Zahlen des Tats-Reisebürospiegels wieder: Der gesamte fakturierte Reisebüroumsatz in den Monaten von Januar bis Mai weist zwar im Vergleich zu 2021 ein Plus von 382 Prozent auf – gegenüber dem April eine Steigerung um 14 Prozentpunkte. Die Touristik verzeichnet gar einen Zuwachs von 672 Prozent gegenüber 2021. Das Problem: Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 liegt man mit den touristischen Umsätzen immer noch mit 40 Prozent im Rückstand.
Die TUI-Aktie notiert am Dienstag leicht im Minus bei 2,18 Euro und damit unter der wichtigen 2,24-Euro-Unterstützung (DER AKTIONÄR berichtete). Es drohen nunmehr Rücksetzer bis zum Verlaufstief vom 7. März bei 2,02 Euro. Kann auch die psychologisch wichtige Zwei-Euro-Marke nicht verteidigt werden, befindet sich die nächste horizontale Unterstützung bei 1,86 Euro.
Dass das Sommer-Geschäft 2022 für Reiseveranstalter wie TUI gut ausfällt, ist aufgrund des enormen Nachholbedarfs der Menschen sehr wahrscheinlich. Ob danach der Reiseboom weiter anhält und damit 2022 insgesamt ein starkes Jahr à la 2019 wird, ist mit Blick auf die starke Inflation ungewiss. Bei TUI bereitet zudem die nach vor hohe Verschuldung (3,9 Milliarden ) Sorgen. Genauso haben die insgesamt drei Kapitalerhöhungen dazu geführt, dass etwaige kleine zukünftige Gewinne, sich auf eine höhere Zahl von Aktien, als vor Corona, aufteilen. DER AKTIONÄR empfiehlt daher Anlegern, die auf eine nachhaltige Erholung im Tourismus-Sektor setzten wollen, Booking Holdings.