Die Türkische Lira (TRY) hat auch zum Wochenstart ihren Absturz fortgesetzt. Nun haben der türkische Finanzminister und die Zentralbank Notfallmaßnahmen ergriffen. Banken können sich zusätzliche Mittel in Fremdwährung leihen und Reserve-Anforderungen an bestimmte Währungsgeschäfte würden verringert. Außerdem werden Swap-Geschäfte mit ausländischen Devisen unterbunden. Dem Lira-Kurs hilft das nur wenig.
Am Mittag kostete ein Euro 7,94 TRY - nach einem Freitagsschluss bei 7,30 TRY. Am Morgen war der Euro sogar schon über die Acht-Lira-Marke gestiegen. Das bedeutete: Neues Rekord-Tief für die Türkei-Währung. Ifo-Chef Clemens Fuest warnte in einem Interview mit dem Handelsblatt: „Wir befinden uns in einer Run-Situation: Die Investoren versuchen, ihr Kapital möglichst schnell abzuziehen, weil sie wissen, dass andere Investoren das auch tun.“ Wer fliehen kann, der flieht. Keiner wolle der Letzte sein.
Swap-Geschäfte eingeschränkt
Die türkische Bankenaufsicht BDDK hat angesichts der Währungskrise die Swap-Transaktionen der heimischen Banken mit ausländischen Investoren begrenzt. Sie sollten künftig nur noch 50 Prozent des Eigenkapitals der jeweiligen Bank ausmachen, teilte die Aufsicht in der Nacht zu Montag mit. Das gelte auch für das Spot- und Termingeschäft, hieß es in der Erklärung.
Die Notenbank werde die Märkte genau beobachten. Es würden alle Schritte ergriffen, um die Finanzstabilität und Liquidität zu sichern. Unterdessen werden Absicherungen gegen einen Zahlungsausfall der Türkei an den Börsen teurer. Am Montag kosteten Versicherungen für fünfjährige Staatsanleihen so viel wie seit der Wirtschaftskrise 2009 nicht mehr.
Das Innenministerium hat noch eine andere Idee, den Kursverfall der Lira zu stoppen: Sie will gegen negative Kommentare in sozialen Medien vorgehen. Seit dem 7. August seien schon 346 Nutzerkonten auf sozialen Netzwerken ausgemacht worden, in denen der Verfall der Landeswährung Lira auf provozierende Art und Weise kommentiert wurde. Der Strafandrohungs-Schritt richtet sich wohl auch gegen regierungskritische türkische Ökonomen, die so abgehalten werden sollen, weiter Stellung zu beziehen.
Stopp-Kurs nachziehen
DER AKTIONÄR wiederholt nun sein Fazit vom 9. August: Ein Ende der Lira-Krise ist nicht in Sicht. Die Politik Erdogans dürfte den Verfall der Landeswährung weiter ankurbeln. Bereits seit Ende Juli wird mit dem Turbo-Optionsschein WKN ST0LHP der Société Générale (Empfehlungskurs: 12,08 Euro) auf eine Lira-Schwäche gesetzt. Wer den Schein vor knapp drei Wochen kaufte, kann sich über knapp 200 Prozent Wertzuwachs freuen: Heute Mittag notierte das KO-Zertifikat bei 36 Euro. Das ursprüngliche Kursziel von 20 Euro wurde im Zuge der Lira-Panik längst überschritten. Wer investiert ist, lässt die Gewinne laufen und zieht den Stopp nun auf 30 Euro nach.