Die Continental-Aktie hat stürmische Zeiten hinter sich. Seit dem Rekordhoch von 257,40 Euro Anfang 2018 befindet sich der Kurs auf Talfahrt. 2018 war die Aktie mit einem Abschlag von 47 Prozent einer der schwächsten Titel im DAX. Auch im laufenden Jahr gehören die Conti-Papiere zu den größten Verlierern im heimischen Leitindex. Ein Ende der Talfahrt scheint kurzfristig nicht in Sicht.
Bereits im Jahr 2018 blieb Continental hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. Gleich zweimal wurde die Gewinnprognose gekappt. Auch im laufenden Jahr war das wegen der anhaltend schwachen Entwicklung schon nötig – obwohl der Konzern vorsichtig ins Jahr gegangen war. Derzeit rechnet Vorstandschef Elmar Degenhart für 2019 mit einem Umsatz von 44 bis 45 Milliarden Euro (Vorjahr: 44,4 Milliarden Euro) und einer um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinnmarge von 7,0 bis 7,5 Prozent (Vorjahr: 9,2 Prozent).
Die Sorge vor den Folgen einer konjunkturellen Abkühlung drückt auf die Stimmung. Auch zum Jahresende hin ist wohl kaum mit einer nennenswerten Beschleunigung der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Gegenwind kommt zudem von den Absatzmärkten. Während der Automarkt in Europa seit 2018 abgeflaut ist, leidet das Geschäft in China unter dem eskalierenden Handelsstreit mit den USA. Entwarnung ist vorerst nicht in Sicht.
Damit nicht genug: Die wichtige, aber mit rund drei Prozent gleichzeitig margenschwächste Antriebssparte innerhalb des Konzerns, steht vor einem gewaltigen Umbruch. Die Spezialisten für reine Verbrennungsmotoren in das Zeitalter der Elektromobilität zu transferieren, ist eine große Herausforderung, die Zeit braucht und Kosten verursacht. „Es geht viel schneller und radikaler in Richtung Elektrifizierung, als alle gedacht haben“, entgegnet Andreas Wolf, Chef der Antriebssparte, dem Handelsblatt.Seine Schlussfolgerung: „Es wird keine Renaissance des Verbrennungsmotors geben.“
Auch Konzernvorstand Vorstand Degenhart zeigt sich kämpferisch: „Wir sehen im fundamentalen Technologieumbruch in unseren Industrien vor allem eine beträchtliche Wachstumschance und gehen die sich abzeichnende Krise in der Autoindustrie offensiv an".
Aber wie sieht diese Offensive aus nachdem die Verantwortlichen die Restrukturierung der Antriebssparte - die seit dem 1. Oktober Vitesco Technologies heißt - und den Wandel zur Elektromobilität hinausgezögert haben? Nachdem der Konzern im Jahr 2018 noch verlauten ließ, seine Antriebssparte verselbstständigen und mit maximal 25 Prozent an die Börse bringen zu wollen, zieht der vorstand nun die Zügel an: Sogar ein vollständiger Börsengang oder ein Verkauf des Geschäfts wird geprüft. Parallel will sich der Autozulieferer und Reifenhersteller mit einem weitreichenden Umbauprogramm gegen die aufziehende Branchenkrise stemmen. Unter dem Strich sollen die jährlichen Kosten ab 2023 um 500 Millionen Euro niedriger liegen.
Bei den Analysten spricht sich derzeit zwar die große Mehrheit für ein Halten der Aktien aus. Ein Blick auf den Chart zeigt jedoch, dass sich nur wenige Investoren an diese Empfehlung halten. Die Aktie notiert rund sieben Prozent unter dem Stand von Ende 2018 – und das obwohl der DAX in diesem Jahr bisher rund 13 Prozent zugelegt hat. Charttechniker sprechen von einer „relative Schwäche“ des Titels. Die nächste technische Unterstützung wartet im Bereich des Jahrestiefs bei 103,62 Euro. Ein erneuter Test dieser Marke erscheint im aktuellen Marktumfeld sehr wahrscheinlich. Wenn Degenhard und Co nicht nachhaltig die Kurve bekommen, drohen sogar wieder zweistellige Notierungen.
Anleger sollten bei der Aktie vorerst ein positives Signal abwarten und an der Seitenlinie bleiben.
(Mit Material von dpa-AFX)