Der Berliner Gewerbeimmobilieninvestor TLG Immobilien hat wie berichtet ein Übernahmeangebot für den Frankfurter Wettbewerber WCM abgegeben. Die Offerte fiel allerdings nicht so hoch aus wie von manchen Anlegern erhofft - nachdem die Nachrichtenagentur Reuters von einem möglichen Übernahmeangebot berichtet hatte, bezahlten einige schon 3,50 Euro für eine WCM-Aktie.
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TLG Immobilien legte gestern Abend den WCM-Aktionären ein Tauschangebot für ihre Aktien über rund 435 Millionen Euro vor. Demnach soll eine neue TLG-Aktie für 5,75 WCM-Aktien (Umtauschverhältnis 4:23) neu ausgegeben werden. Auf Basis des aktuellen TLG-Kurses von 18,79 Euro wird eine WCM-Aktie mit 3,26 Euro bewertet.
50 Prozent des WCM-Kapitals heben dem Vernehmen nach bereits dem Umtausch zugestimmt: Dies sind die Großaktionäre DIC Asset (26 Prozent) und Karl Ehlerding (14 Prozent) sowie Vorstandschef Stavros Efremidis (10 prozent). Efremidis hat sich zudem mit seinen Manager-Kollegen hinter die Fusionspläne gestellt.
Guter Deal
TLG Immobilien zahlt einen Aufschlag auf den Net Asset Value von WCM in Höhe von 17,8 Prozent. Dies ist kein Schnäppchen, jedoch verfügt WCM über 1a-Immobilien, die noch ein entsprechendes Wertsteigerungspotenzial in dem aktuellen Niedrigzinsumfeld haben sollten. Zudem resultiert aus der Fusion der beiden Unternehmen ein Synergiepotenzial.
In den Augen von Georg Kanders, Analyst beim Bankhaus Lampe, passt WCM gut zu TLG wegen des großen Einzelhandelsportfolios und des starken Fokus' auf Ostdeutschland und Frankfurt. Kanders erwartet, dass die Transaktion realisiert wird. Zwar dürften die Funds from Operations wegen der höheren Aktienanzahl etwas verwässert werden, andererseits steigt die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme in den MDAX. Kanders bestätigte seine Einstufung mit "Kaufen" und einem Kursziel von 22 Euro.
Langfristig interessant
Nachdem die Katze aus dem Sack ist, scheint auf kurze Sicht die Luft raus bei WCM. Für Anleger mit langem Anlagehorizont sollte es sich allerdings auszahlen, die WCM-Aktien in TLG zu tauschen und die ein paar Monate zu halten. Das Niedrigzinsumfeld hat wahrscheinlich noch lange Bestand und die Übernahmewelle im Gewerbeimmobiliensektor gerade erst begonnen. DER AKTIONÄR sieht Kanders' Kursziel als realistisch an.