Die langjährige Krise bei ThyssenKrupp hat beim Konzern seine Spuren hinterlassen. Vor allem die Krupp-Stiftung hat dabei auch keine gute Figur abgegeben. Lange vermied Stiftungschefin Urusla Gather ein klares Bekenntnis und trug somit zur Führungskrise beim Konzern bei. Nun hat sie sich zur Abspaltung der Aufzüge geäußert – was steckt dahinter?
Im Gespräch mit der Rheinischen Post erklärte Gather, dass es bei ThyssenKrupp nun um „die schnelle Wiederherstellung von Performance und Profitabilität“ gehe. Es sei bei der Abspaltung der Aufzugsparte „natürlich am besten, an Elevator, dem ertragreichen Geschäft möglichst hoch beteiligt zu bleiben“. Es ist zwar positiv zu werten, dass Gather endlich ein Statement abgibt – dennoch wirft ihre Vorgehensweise erneut Fragen auf.
Das ist unrealistisch.
Seit dem Abgang von Konzernchef Guido Kerkhoff gilt ein Komplettverkauf der Aufzüge bei ThyssenKrupp als favorisiertes Szenario. Dass nun ausgerechnet die Krupp-Stiftung, die noch immer 21 Prozent an ThyssenKrupp hält und von der zuletzt klare Worte vermisst wurden, eine andere Lösung öffentlich favorisiert, scheint erneut unglücklich.
Bereits in der Vergangenheit stand Gather stark in der Kritik. Den Abgang von Ex-Chef Heinrich Hiesinger trieb sie mit voran, indem sie ihm die Rückendeckung verweigerte. Zudem erscheint fraglich, ob die Stiftung ihre Satzung überhaupt noch erfüllt, nach der sie die Einheit des Unternehmens wahren muss. Beim Umbau des Konzerns, der vor allem auch vom zweiten Großaktionär Cevian vorangetrieben wurde, hielt sich Gather bislang im Hintergrund – sehr zum Missfallen aller Beteiligten. Fraglich allerdings, ob ihr Vorstoß ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt besser ankommt.
Die Rolle der Krupp-Stiftung bleibt mindestens fragwürdig. Doch die neue ThyssenKrupp-Chefin Martina Merz dürfte sich bei ihrem radikalen Umbau ohnehin nicht mehr zu sehr von Gather beeinflussen lassen. Ein Verkauf der Sparte dürfte verborgene Werte freisetzen. Anleger setzen weiter auf steigende Kurse und lassen die Gewinne laufen.