Miserable Zahlen und ein umstrittener Konzernumbau entfachen Spekulationen bei ThyssenKrupp auf fallende Aktienkurse. Der Bundesanzeiger berichtete letzte Woche von erhöhten Short-Aktivitäten des Hedgefonds Capital Fund Managements. Die Aufstockung entspricht einem Wert von rund 14,7 Millionen Euro. Momentan befinden sich zehn Prozent aller Anteile in den Händen von Leerverkäufern.
In einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) zeigte sich die Finanzaufsicht Bafin wohl informiert. Dazu erklärte sie: „Wir haben aktuell keine Anhaltspunkte für Insiderhandel oder Marktmanipulation.“ Außerdem sei der Kurseinbruch auf die Bilanzpressekonferenz am 21. November zurückzuführen.
Allerdings dürfen solche Reaktionen der Fondsmanager nicht überraschen. Jahrelang hat man bei ThyssenKrupp zugeschaut und den Konzern in einen desaströsen Zustand geführt. Der dritte Konzernumbau in nur 18 Monaten läuft derzeit. Ein Lichtblick könnte der Verkauf der lukrativen Aufzugssparte sein. Rund 17 Milliarden Euro könnten in die Kassen des Stahlkonzerns fließen und damit zu einer Entlastung des Aktienkurses führen.
Es ist jedoch unklar, ob das Unternehmen beteiligt bleibt oder einen Komplettverkauf anstrebt. Eine Entscheidung will die Aufsichtsratvorsitzende Martina Merz im ersten Quartal 2020 treffen. Das gefällt nicht allen. Vor einer Zerschlagung des Konzerns fürchten sich vor allem die Arbeitnehmer. Mit den angekündigten Protesten in Duisburg und Essen wenden sie sich an den Vorstand und fordern Investitionen, Transparenz und Sicherheit für die Beschäftigten.
Die Macht von Betriebsräten und Gewerkschaften könnte für ThyssenKrupp noch zum Problem werden. Der Konzern hat keine Zeit für lange Verhandlungen und muss sich auf das Wesentliche – die Sanierung – konzentrieren. Gelingt ein erfolgreicher Umbau, könnte es mit der Aktie wieder nach oben gehen. Mutige Anleger können deshalb auf einen hohen Verkaufspreis der Aufzugssparte setzen.