Die energieintensive Stahlbranche wird von den hohen Öl- und Gaspreisen stark getroffen. Thyssenkrupp hat deshalb bereits seinen Cashflow-Ausblick für das laufende Jahr gestrichen. Dennoch stellt sich die Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Martina Merz, hinter die Linie der Bundesregierung gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
„Wir unterstützen die Pläne der Politik, sich so schnell wie möglich ganz von russischer Energie zu lösen. Selbst wenn das teuer wird und viele Unternehmen vor große finanzielle Herausforderungen stellt“, sagte Merz dem Spiegel. „Es geht jetzt erst einmal nur darum, Putin klare Kante zu zeigen, als vereintes Wirtschaftssystem.“
Einen abrupten Importstopp für russisches Gas lehnt Merz allerdings ab: „Ein Mindestbezug aus Russland ist in den kommenden Monaten unverzichtbar.“ Ansonsten drohe die Wirtschaft „regelrecht zu implodieren“. Das würde auch die Finanzierung der grünen Transformation infrage stellen. Sollte Russland seinerseits die Gaslieferungen stoppen und es zu einem Versorgungsengpass kommen, müssten Produktionsanlagen geordnet heruntergefahren werden, weil sie sonst möglicherweise teilweise zerstört würden, sagte Merz.
Grüne Alternativen
Der Industrie- und Stahlkonzern arbeitet nach eigenen Angaben daran, unabhängiger von Rohstoffen aus Russland zu werden. „Für die russische Kohle haben wir relativ schnell Alternativen finden können, sie wird schrittweise durch amerikanische, kanadische und australische Lieferungen ersetzt“, sagte die Thyssenkrupp-Chefin.
Den Umbau ihres Unternehmens auf klimaneutrale Produktion mit grünem Wasserstoff will Merz infolge des Krieges beschleunigen. „Tempo ist gefragt, weil wir von einer stark steigenden Nachfrage nach Energie ausgehen. Deutschland muss diese Krise also nutzen, um schnell auf nicht fossile Energieträger wie Wasserstoff umzusteigen.“ Dafür müsse die Politik allerdings schneller werden.
Die Energiesicherheit und der Schutz vor explodierenden Preisen bleibt ein spannendes Thema. DER AKTIONÄR hat sich in seiner aktuellen Titelstory der Ausgabe 14/22 ausführlich mit dem Thema Gas beschäftigt. Wie es künftig weitergehen könnte, erfahren Sie hier. Bei Thyssenkrupp setzen Anleger derweil nach wie vor darauf, dass das Kauflimit bei 7,65 Euro aufgeht.
Mit Material von dpa-AFX