Kaum eine Aktie hat das schwierige Marktumfeld in den vergangenen Tagen und Wochen stärker belastet als Thyssenkrupp. Die Angst vor einer Rezession und das vorerst abgeblasene IPO der Wasserstoff-Tochter Nucera haben dem MDAX-Titel innerhalb von nicht einmal einem Monat mehr als 40 Prozent an Wert gekostet. Das Chartbild sieht entsprechend düster aus.
So tief wie aktuell notierte die Aktie von Thyssenkrupp letztmals Ende November 2020. Damals waren die Papiere des Industriekonzerns im Corona-Crash zuvor sogar bis unter die 4-Euro-Marke gefallen. In der Folge sorgten die Belebung der Konjunktur, anziehende Stahlpreise und Fortschritte beim Umbau zwar für eine Erholung und eine zeitweise Verdreifachung der Kurse – doch diese Euphorie ist nun wieder dahin.
Zum einen belastet das verschobene Nucera-IPO. So hätte der Konzern verborgene Werte heben wollen – wegen des schwachen Marktumfelds musste der Börsengang nun aber verschoben werden. Das ist zwar nachvollziehbar, sorgt aber bei Anlegern nicht gerade für Euphorie. Noch schwerer wiegen aber die allgemeinen Konjunktursorgen. Inflation und steigende Zinsen befeuern weiter die Angst vor einer Rezession. Und Thyssenkrupp würde mit seinen zyklischen Geschäften wie dem Stahl von einem Konjunktureinbruch besonders hart getroffen.
Die Bewertung von Thyssenkrupp ist nach dem Abverkauf günstig. Doch die Konjunkturangst dominiert und könnte vorerst eine Gegenbewegung bremsen. Anleger warten vor einem Neueinstieg deshalb ab, bis sich die Stimmung an den Märkten wieder bessert.