Am Freitag sind Stahlaktien deutlich unter Druck geraten. Die Sorgen vor dem Protektionismus in den USA und den weiterhin massiven Überkapazitäten belasten die Branche. Sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten, könnte die Erholung, die in den vergangenen Monaten beim Stahlpreis eingesetzt hatte, bereits wieder beendet sein.
„Es gibt keinen Anlass zur Entwarnung für die unveränderte Bedrohung der deutschen Stahlindustrie“, so Hans Jürgen Kerkhoff, der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl auf der Handelsblatt-Stahltagung. Die Abschottungspolitik Donald Trumps ist ihm ein Dorn im Auge. Verlierer der protektionistischen Tendenzen, auch durch den Brexit, könnte die europäische Stahlindustrie sein.
Frank Schulz, der Europachef von ArcelorMittal hält sogar einen Handelskrieg für möglich. Das Problem: Nach Großbritannien sind die USA der größte Absatzmarkt für ThyssenKrupp und Salzgitter. Die Folgen hoher Außenzölle auf Stahlimporte in die USA wären besorgniserregend, bestätigt Kerkhoff. Ein Viertel der deutschen Stahlexporte außerhalb der EU gehen in die Vereinigten Staaten.
Flexibilität wichtig
Die Stahlbranche wird auf Überkapazitäten und Protektionismus reagieren müssen. Innovationen und Flexibilität sind dabei wichtig. ThyssenKrupp will diesen Wandel nicht mehr vollziehen und plant die Fusion der europäischen Aktivitäten in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Wettbewerber Tata Steel. Für die Aktie wäre eine Abspaltung des „Sorgenkinds Stahl“ positiv. Anleger setzen auf dieses Szenario und bleiben an Bord.