Mehrfach wollte sich Thyssenkrupp in der Vergangenheit von der Stahlsparte trennen. Doch noch immer ist das traditionelle Geschäft das Gesicht des Industriekonzerns. Echte Besserung ist bei der Aktie allerdings weiter nicht in Sicht. Ein Vergleich zu den Pure Playern zeigt, wie enttäuschend die Entwicklung ist – sowohl kurz- als auch langfristig.
Es sind schwierige Zeiten für die Stahlbranche. Einerseits steigen die Preise wegen des wegfallenden Angebots aus der Ukraine und Russland. Andererseits sorgen die hohen Energiepreise auch für einen deutlichen Anstieg der Kosten. Dennoch haben die deutschen Stahl-Player zuletzt gut performt. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben die Papiere von Salzgitter 22 Prozent zugelegt, bei Klöckner & Co waren es 15 Prozent. Nur Thyssenkrupp fällt aus dem Raster: Hier steht ein Minus von 12 Prozent zu Buche.
Die Underperformance ist jedoch kein situationsbedingter Einzelfall. Seit Jahresbeginn kommt Salzgitter auf einen satten Kursgewinn von 32 Prozent, Klöco immerhin auf 14 Prozent. Das Minus bei Thyssenkrupp beläuft sich da sogar auf 28 Prozent.
Noch schlimmer wird der Blick auf den langfristigen Zeitraum. Trotz Corona-Krise und zwischenzeitlich großer Sorgen um die Zukunft der Stahlbranche steht bei Salzgitter auch auf 5-Jahres-Sicht noch ein Ertrag inklusive Dividenden von 38 Prozent zu Buche, bei Klöco sind es 35 Prozent. Die Talfahrt von Thyssenkrupp zeigt sich dagegen umso schmerzhafter. Das Minus beträgt satte 68 Prozent.
Die miese Performance untermauert, dass Thyssenkrupp mit seinen Strukturen tiefgreifendere Probleme hat als nur die Zyklen der Stahlbranche. In der aktuell niedrigen Bewertung sind aber extrem viele Risiken eingepreist, zumal der langwierige Umbau inzwischen auch erste Fortschritte zeigt. Angesichts des weiter schwachen Chartbilds sollten aber lediglich sehr spekulativ ausgerichtete Anleger über einen Fuß in der Tür nachdenken.