Jetzt ist es amtlich. ThyssenKrupp hat am Montag die Trennung von Konzernchef Guido Kerkhoff bekannt gegeben. Der Aufsichtsrat habe sich mit Kerkhoff auf eine einvernehmliche Auflösung seines Vertrags geeinigt. Der Schritt war nach den Ereignissen in der vergangenen Woche eine Frage der Zeit – an der Börse kommt die Aktie zunächst einmal aber unter Druck.
Ab Dienstag übernimmt die bisherige Aufsichtsratschefin Martina Merz vorübergehend den Vorstandsvorsitz bei ThyssenKrupp. Spätestens nach zwölf Monaten soll sie ins Kontrollgremium zurückkehren. Aktuell übernimmt der frühere Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm den Posten an der Aufsichtsratsspitze.
„Ich bin überzeugt, dass die strategische Neuausrichtung, die wir im Mai angekündigt haben, zum Erfolg führen wird“, zeigte sich Kerkhoff zum Abschied zuversichtlich. Mit der Trennung vom CEO steuert ThyssenKrupp auf einen Komplettverkauf der Aufzugsparte hin. Damit kommt der Industriekonzern dem Großaktionär Cevian entgegen, der eine Sonderdividende nach dem Verkauf fordert.
Strategie mit Risiko
Kerkhoff hatte sich gegen diesen Vorschlag gestellt, da er die Bilanz von ThyssenKrupp als zu schwach für eine Sonderdividende befindet. Mit Merz an der Konzernspitze dürfte der Umbau des Konzerns nun schnell Fahrt aufnehmen. Denn auch in der Stahlsparte oder dem Werkstoffhandel gibt es viel Verbesserungsbedarf – woher das Geld für die Restrukturierung kommen soll, ist im Falle einer Sonderdividende allerdings weiter offen.
Mit Merz an der Spitze dürfte ThyssenKrupp den Cevian-Forderungen folgen. Langfristig droht ThyssenKrupp damit ausgesaugt zu werden – ob der Konzern eine Zukunft hat, erscheint offener denn je. Kurzfristig könnte die Aussicht auf eine Sonderdividende die Aktie allerdings weiter antreiben – zumal alleine die Aufzugssparte knapp das doppelte des gesamten Konglomerats wert sein dürfte. Anleger bleiben dabei.