Das Stahlgeschäft und der mögliche Börsengang der Wasserstoff-Tochter Nucera bestimmen bei Thyssenkrupp seit Monaten die Schlagzeilen. Doch der Mischkonzern hat mehr zu bieten. Gerade bei der Marinesparte Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) lief es zuletzt wieder deutlich besser. Nun soll sogar ein Zukauf getätigt werden.
So will TKMS offenbar die Werft in Wismar von der insolventen MV Werften-Gruppe übernehmen. Statt Frachtern und Kreuzfahrtschiffen sollen in Wismar künftig U-Boote für die Marine gebaut werden. Insolvenzverwalter Christoph Morgen will am heutigen Freitag um 11:30 Uhr über die bevorstehende Übernahme und die weiteren Pläne informieren.
TKMS galt schon seit längerem als erster Anwärter. Der U-Boot-Bauer aus Schleswig-Holstein verfügt über ein großes Auftragspolster und plant daher eine Kapazitätserweiterung. Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) äußerte die Erwartung, dass auf der Werft in Wismar ab 2024 wenigstens 800 Schiffbauer eine neue Arbeit finden werden.
Am Donnerstag hatten Regierung und Landtag grünes Licht für die Verlängerung der Transfergesellschaft für die Beschäftigten der insolventen MV-Werften gegeben. Zur Finanzierung werden bis zu 10,3 Millionen Euro aus dem MV-Schutzfonds bereitgestellt. Damit wurde für 1.500 Schiffbauer in Wismar, Rostock und Stralsund die schon für Ende Juni drohende Arbeitslosigkeit vorerst abgewendet.
Angesichts der über Jahre vollen Auftragsbücher macht ein Ausbau der Kapazitäten für TKMS durchaus Sinn. Entscheidender für den Kurs von Thyssenkrupp bleiben aber die Entwicklung des zyklischen Stahlgeschäfts und die Bewertung von Nucera. Spekulative Anleger setzen auf positive Impulse und greifen jetzt zu.
Mit Material von dpa-AFX