Nach wie vor kann sich die Thyssenkrupp-Aktie nicht nachhaltig vom Rekordtief lösen. Am Donnerstag macht ein erneutes Minus von mehr als zwei Prozent die jüngsten Kursgewinne wieder zunichte. Derweil wird das Thema Staatseinstieg weiter heiß gespielt – allerdings geht es nun einmal nicht um den Stahl, sondern um das Werftengeschäft.
Der Ökonom Moritz Schularick hält einen Einstieg des Bundes beim Marineschiffbauer Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) für sinnvoll. „In den Fragen von Sicherheit und Verteidigung gibt es Argumente, die für staatliche Beteiligungen sprechen, die über das rein Ökonomische herausgehen“, sagte der Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft der Deutschen Presse-Agentur. „Dadurch wird das Geschäft sicherlich nicht effizienter, billiger oder einfacher, aber gewisse Dinge will man zu Hause produzieren können. Und dazu gehört sicherlich die Wehrtechnik.“
Deutschland und Europa müssten in der Lage sein, Drohnen oder Kriegsschiffe zu bauen, sagte Schularick. „Als Gesellschaft muss uns klar sein, das wird uns etwas kosten. Aber wir machen das, um uns abzusichern. So, wie wir auch eine Versicherung für unsere Wohnung oder unser Haus haben.“ Niemand wolle, dass der Schaden eintritt. „Aber wir bezahlen diese Versicherungsprämie.“
Was passiert mit Carlyle?
Thyssenkrupp und die US-Investmentgesellschaft Carlyle sind in eine vertiefende Prüfung und Bewertung der Marinesparte des deutschen Konzerns eingestiegen. Es geht dabei um einen möglichen Teilverkauf von TKMS an Carlyle. Zeitgleich laufen Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates am Marinegeschäft von Thyssenkrupp über die Kreditanstalt für Wiederaufbau.
TKMS hat allein am Standort Kiel derzeit 3.700 Beschäftigte, weltweit sind es nach Unternehmensangaben etwa 7.500. Der Jahresumsatz liegt bei etwa zwei Milliarden Euro.
Die Diskussionen um Thyssenkrupp gehen weiter. Viele Baustellen muss der Konzern weiter abarbeiten und tragfähige Lösungen präsentieren – wie auch immer diese dann aussehen. Bis dahin dürfte aber nach wie vor viel Zeit benötigt werden. DER AKTIONÄR rät deshalb dazu, weiterhin die Finger von der Aktie des kriselnden Traditionskonzerns zu lassen.
Mit Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.