Vor der Hauptversammlung am Freitag bleibt die Stahlsparte bei ThyssenKrupp das bestimmende Thema. Das Angebot von Liberty Steel ist die einzige vorliegende Offerte, doch es ist so schwach, dass das Management kaum zusagen kann. Wie es weitergeht, bleibt offen. Immerhin geht es im operativen Geschäft aufwärts.
Noch handelt es sich beim „aktualisierten Angebot“ von Liberty Steel zwar um keine bindende Offerte“, so ThyssenKrupp-Chefin Martina Merz in der vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung. Denn es herrscht bei einer „Reihe komplexer Themen noch Klärungsbedarf". Dazu sei man im Austausch mit Liberty. Nähere Details wurden nicht genannt.
Negativer Kaufpreis
Allerdings setzt Liberty laut der Nachrichtenagentur Bloomberg einen negativen Kaufpreis an. Ohne Schulden wird ThyssenKrupp Steel demnach mit mindestens minus 1,5 Milliarden Euro bewertet. Der MDAX-Konzern müsste also noch Geld zahlen, um die Sparte loszuwerden. Unter diesen Bedingungen scheint es durchaus möglich, dass der Konzern die Sparte zunächst behält – ein Verkauf wäre angesichts der finanziellen Lage in diesem Fall schwer zu vermitteln und für die Gesundung nicht förderlich.
Erster Aufwind
Immerhin gab es von Merz positive Signale für das erste Quartal. ThyssenKrupp sei „mit Rückenwind“ in das neue Geschäftsjahr gestartet. „In vielen Bereichen spüren wir erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung – trotz des neuerlichen Lockdowns.“ Im ersten Quartal partizipiere ThyssenKrupp „an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung“.
Das Angebot von Liberty Steel scheint enttäuschend schwach auszufallen. Ein Börsengang der Stahlsparte oder eine Sanierung in eigener Hand scheint da sinnvoller. Das bedeutet aber auch, dass der Berg an Baustellen von ThyssenKrupp vorerst nicht kleiner wird. Erholt sich die Konjunktur, dürfte aber gerade der Stahl profitieren. Spekulative Anleger begleiten das Comeback deshalb weiter aktiv.