In der Regel ist es kein gutes Zeichen, wenn ein Vorstandschef das Unternehmen überraschend verlässt. Manche Anleger mag es deshalb verwundern, dass die Aktie von ThyssenKrupp am Freitag nach der Rücktrittsankündigung von CEO Heinrich Hiesinger zunächst zulegen kann. Hintergrund ist die Hoffnung auf einen Strategiewechsel.
Nachdem erst am vergangenen Wochenende die Stahlfusion mit Tata endgültig beschlossen wurde, fordern aktivistische Investoren wie Cevian oder Elliott weitere Umbaumaßnahmen bei ThyssenKrupp. Hiesinger hatte den Rufen nach einer Zerschlagung des Konglomerats allerdings stets eine Absage erteilt. Unter einem neuen Chef – noch ist unklar, wer Hiesinger nachfolgen könnte – könnte sich das nun ändern.
Herausforderungen warten bei ThyssenKrupp vor allem im schwierigen Bereich Industrial Solutions. Zudem dürfte der Werkstoffhandel auf der Kippe stehen. In wie weit das Konglomerat komplett zerschlagen werden könnte, ist aktuell aber noch nicht abzusehen. Klar ist: Einzeln sind die Sparten deutlich mehr wert als der gesamte Konzern derzeit. Die Hoffnung, dass diese verborgenen Werte künftig gehoben werden, treibt die Aktie nun nach oben.
Spannende Story
Die Demission Hiesingers birgt zwar Konfliktpotenzial. Unter einer neuen Führung könnte ThyssenKrupp aber nun endlich aus der Lethargie erwachen. Charttechnisch wäre der Weg bis zur 24-Euro-Marke frei. Langfristig ist bei einer Neubewertung noch deutlich mehr drin. Anleger bleiben an Bord und setzen auf den lang ersehnten Befreiungsschlag.