Es ist viel passiert in dieser Woche bei Thyssenkrupp. Deutschlandweit sorgten vor allem die massiven Stellenstreichungen für Aufregung. Hinsichtlich der Zukunft von Stahl- und Marinesparte gibt es aber auch darüber hinaus einiges Neues. Die Aktie reagiert mit deutlichen Ausschlägen, auch wenn sich unter dem Strich wenig getan hat.
Bis Ende 2030 soll die Anzahl der Beschäftigten in der Stahlsparte von 27.000 auf 16.000 schrumpfen. Damit reagiert Thyssenkrupp auf die schwache Nachfrage in der Branche und will die industrielle Zukunft sichern. Niedrigere Produktionskapazitäten sollen der Nachfrage Rechnung tragen und dafür sorgen, dass die Sparte zukunftsfest ist.
Denn gleichzeitig wurde am Montag nach einem Spiegel-Bericht bekannt, dass es eine „positive Fortführungsprognose“ für den Stahl gebe. Unabhängige Wirtschaftsprüfer hätten diese in einem Gutachten gegeben. Thyssenkrupp gibt seiner Stahlsparte deshalb offenbar ein Finanzierungsversprechen über zwei Jahre, um mehr Sicherheit zu schaffen. An der Börse kam das angesichts der Verpflichtungen, der für den Konzern damit einhergehen, aber nicht unbedingt gut an.
Offen bleibt dennoch, ob die Stahlsparte Teil des Konglomerats bleibt oder ausgegliedert wird. Eine Verselbständigung wird im Konzern grundsätzlich weiter vorangetrieben. Der tschechische Milliardär Daniel Křetínský ist bereits mit 20 Prozent bei der Stahlsparte eingestiegen und könnte seinen Anteil in einem nächsten Schritt auf 50 Prozent ausbauen. Die ohnehin so schwierigen Gespräche mit den Arbeitnehmern dürften auch hinsichtlich dieses Themas angesichts der Stellenstreichungen – hier kündigte die IG Metall „erbitterten Widerstand“ an – derweil nicht einfacher werden.
Spannend bleibt aber auch die Zukunft der Marinesparte. Nach dem Scheitern der Gespräche mit dem Finanzinvestor Carlyle – Bedenken beim Bund hatten hier für einen Rückzug gesorgt – ist offen, wie es weitergeht. Eine Branchenkonsolidierung mit einem Wettbewerber wie Fincantieri oder Lürssen scheint beispielsweise denkbar. Dass Spartenchef Oliver Burkhard zu Wochenbeginn ankündigte sich auf diese Rolle zu fokussieren und als Personalchef des Gesamtkonzerns Thyssenkrupp zurückgetreten ist, könnte jedenfalls ein erster Hinweis dafür sein, dass eine Eigenständigkeit näher rückt.
Das Chaos bei Thyssenkrupp löst sich nicht auf. Immer wieder steht der Konzern in den Schlagzeilen. Wird eine Baustelle geschlossen, geht die nächste auf. Schnelle Besserung ist noch immer nicht in Sicht. Anleger machen deshalb nach wie vor einen Bogen um die Aktie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.