Der Industriekonzern Thyssenkrupp muss nun doch an seinem Stahlgeschäft festhalten. Die Übernahmegespräche mit dem Konkurrenten Liberty Steel seien beendet worden, teilte das Unternehmen überraschend am Mittwochabend mit. Eine Veräußerung des Stahlgeschäfts an Liberty Steel werde damit nicht zustande kommen. Der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie rauschte auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion um mehr als vier Prozent in die Tiefe.
„Die Vorstellungen über Unternehmenswert und Struktur der Transaktion lagen am Ende doch weit auseinander", sagte Vorstand Klaus Keysberg laut Mitteilung. Zum Monatsanfang hatte Konzernchefin Martina Merz auf der Hauptversammlung von Thyssenkrupp gesagt, Liberty Steel habe ein "aktualisiertes Angebot" übermittelt.
Eigentlich wollte das Unternehmen erst im kommenden Monat eine Entscheidung treffen, wie es mit dem Stahlgeschäft weiter gehen soll. Neben einem Teil- oder Komplettverkauf seien auch Partnerschaften möglich. Gleichzeitig arbeite Thyssenkrupp an einer Alternativlösung, so Merz: "einer zukunftsfähigen Aufstellung des Stahls aus eigener Kraft". Letzteres ist laut der Mitteilung vom Mittwoch nun die neue Strategie.
Für diese Lösung gibt es früheren Angaben zufolge zwei Varianten: Zum einen die Fortführung als Teil der Gruppe und zum anderen eine Abspaltung. Die Stahlsparte litt zuletzt stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und häufte im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von fast einer Milliarde Euro an.
Auch wenn die Liberty-Gespräche gescheitert sind und der Konzern nach wie vor zahlreiche Baustellen hat – die starke Entwicklung beim Cashflow und der fortschreitende Umbau machen Hoffnung. Investierte Anleger bleiben dabei.
(Mit Material von dpa-AFX)