Seit Wochen kennt die Aktie von ThyssenKrupp nur den Weg nach unten. Am Freitag ist die Aktie unter das Mai-Tief gefallen und notiert erstmals seit dem Rekordtief im März wieder unter der 4,00-Euro-Marke. Die zahlreichen offenen Baustellen verunsichern die Anleger noch immer – zumal die Frage bleibt, wofür ThyssenKrupp künftig überhaupt steht.
Für das Stahlgeschäft läuft die Suche nach einer Lösung auf Hochtouren. Es zeichnet sich aber ab, dass dies sehr schwierig wird. Dennoch ist auch ein Gang in die Minderheit ein Thema – die Zukunft des Konzerns sieht der Vorstand hier eher nicht. Nicht in Frage kommen auch die sogenannten Multi Tracks. Hier wurden ohnehin nur Geschäfte ohne echte Perspektive gebündelt, die entweder verkauft oder dicht gemacht werden sollen.
Partnerschaften als Ziel
Eine tragfähige Lösung soll auch für das Marinegeschäft her. Hier gibt es immer wieder Berichte über eine mögliche Zusammenarbeit mit dem neuen Bündnis der Wettbewerber Lürssen und German Naval Yards.
Die Autokomponentensparte leidet derweil weiter unter der schweren Branchenkrise. Allianzen und Entwicklungspartnerschaften sind hier denkbar, um den Negativstrudel zu durchbrechen. Als Hoffnungsträger für die Zukunft taugt die Sparte aktuell aber ebenfalls nicht.
Hoffnung auf zwei Sparten
Übrig bleiben der Werkstoffhandel und die Industriekomponenten. Hier sieht ThyssenKrupp selbst gutes Entwicklungspotenzial, hier will der Konzern aus eigener Kraft wachsen. Die Industriekomponenten waren zuletzt im dritten Quartal neben dem Marinegeschäft auch die einzige Sparte, in der ein operativer Gewinn erzielt wurde. Der Werkstoffhandel steht derweil ebenfalls vor Herausforderungen, die Sparte muss die Digitalisierung meistern. Der kleinere Wettbewerber Klöckner & Co scheint hier derzeit die Nase vorn zu haben – und ist wohl trotz immer wieder aufkeimender Gerüchte derzeit auch kein Kandidat für eine Übernahme.
ThyssenKrupp hat viele Baustellen und wenig Hoffnungsträger. Das ist eine schwierige Konstellation und birgt Risiken. Obwohl die Bewertung immer günstiger wird und eine erste Gegenbewegung überfällig erscheint, sollten Anleger vorerst weiter abwarten. Wie so oft gilt an der Börse: Nicht ins fallende Messer greifen!