Welches Spiel treibt Elon Musk? Gestern erschien auf dem Twitter-Konto des Tesla-Chefs die überraschende Nachricht: Musk erwägt, den Aktionären ihre Anteile abzukaufen – für 420 Dollar je Aktie. "Funding secured", zwitscherte er, die Finanzierung des Deals sei also gesichert. Die Aktie hob entsprechend ab.
Auch wenn es sich um den offiziellen Account des Tesla-Gründers handelte, war zunächst nicht zu erfahren, ob Musk die Botschaft wirklich selbst abgesetzt hat. Später twitterte er lediglich "Guten Morgen" – gefolgt von einem Smiley-Zeichen.
Am considering taking Tesla private at $420. Funding secured.
An der Börse schlug die Meldung ein wie eine Bombe, der Handel wurde sogar zeitweise ausgesetzt. Zum Handelsende notierte die Aktie bei 380 Dollar, elf Prozent oder 37,58 Dollar höher als am Vortag. Die Firmenbewertung schnellte auf 64,4 Milliarden nach oben. Damit hat Tesla den deutschen Autobauer BMW überholt.
Welche Gründe könnte er haben?
Musk hatte schon einmal gesagt, dass die Börsennotierung das Unternehmen weniger effizient machen würde." Ferner würde er als private Gesellschaft wichtige Informationen vor der Konkurrenz geheim halten können. Ein weiterer Vorteil: Er hätte die komplette Kontrolle über jede operative Entscheidung ohne Angst haben zu müssen, die quartalsweisen Erwartungen zu verfehlen. Musk schrieb einmal, dass die Börsennotiz "enormen Druck auf Tesla" aufbaut, richtige Entscheidungen für ein bestimmtes Quartal zu treffen, die aber nicht unbedingt richtig auf lange Sicht sind.
Es gibt Experten, die ihm beipflichten. Tesla wäre besser beraten, die Produktion herunterzufahren und stattdessen zu perfektionieren, sagt Gene Munster von Loup Ventures. Die wöchentlichen Produktionszahlen seien doch egal. Wichtiger sei, eine Fabrik zu bauen, die perfekt für die Zukunft gerüstet ist.
Marktmanipulation?
Musk, der rund 20 Prozent an Tesla hält, bräuchte mehr als 50 Milliarden Dollar, um die anderen Aktionäre auszubezahlen. Abgesehen von der Tatsache, dass das Funding alles andere als sicher scheint - hier spielt offenbar die Hoffnung, dass viele Aktionäre weiterhin bei der Stange bleiben eine Rolle - ist der Tweet an sich juristisch grenzwertig. Als größter Aktionär eine derart kursbeeinflussenden Tweet abzusetzen hat einen faden Beigeschmack. Es ist ein Fall für die SEC. Und das nicht nur, weil er mit seinem Tweet sämtliche Short-Seller unter Druck bringt.
Aktie ein Kauf?
Ist die Aktie jetzt kaufenswert? Das Chance-Risiko-Verhältnis auf dem aktuellen Niveau ist schlecht. Bis 420 Dollar sind noch 11 Prozent Luft, das Risiko, falls es nicht zur Abfindung kommt, ist mindestens genauso groß, eher größer als die Chance von 11 Prozent. Die Aktie eignet sich daher bestenfalls als Zock mit der Hoffnung, dass die Shorties noch einmal einen Short-Squeeze bringen.