Nach der Ankündigung eines Stellenabbaus bei Tesla erwartet der Autoexperte Frank Schwope Personal-Einschnitte auch bei anderen Autobauern. "Stellenstreichungen, die Automobilzulieferer schon vor Monaten beschlossen haben, nimmt jetzt auch Tesla vor. Weitere Autohersteller dürften folgen", sagte Schwope der Deutschen Presse-Agentur. 2024 sieht er zudem als "Durchhänger"-Jahr für die Elektromobilität. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte: "Tesla sitzt auf Fabriken, die nicht flexibel und zu groß sind. Das Wachstumsmodell bricht jetzt ab, dadurch, dass der Markt in die Knie geht."
Der US-Hersteller Tesla will angesichts der Flaute beim Elektroauto-Absatz mehr als zehn Prozent seiner Stellen weltweit abbauen. In welchem Ausmaß die Ankündigung von Firmenchef Elon Musk die einzige europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin trifft, ist bisher noch unklar. Tesla bekommt unter anderem den harten Preiskampf auf dem größten Automarkt China zu spüren und hat im ersten Quartal weltweit mit fast 387.000 Autos überraschend weniger Fahrzeuge ausgeliefert als ein Jahr zuvor. In Deutschland macht sich die weggefallene Kaufprämie für Elektroautos beim Absatz von Batterie-Pkw bemerkbar.
Auto-Experte Schwope erwartet keine jahrelange Krise für E-Autos
"Für einen amerikanischen Konzern ist ein Stellenabbau von 10 Prozent in Krisenzeiten nichts Überraschendes, Hire-and-Fire passiert dort wesentlich schneller", sagte Schwope mit Blick auf Tesla. Der Autoexperte ist Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover.
Mit einer lang anhaltenden Krise für Tesla in Europa rechnet Schwope nicht. "2024 dürfte allerdings ein Durchhänger-Jahr für die Elektromobilität werden." Das Jahr 2025 sollte angesichts dann geltender verschärfter Abgasvorschriften wieder Wachstum für die Elektromobilität bringen, schätzte der Experte.
Die Elektroautohersteller brauchen aus seiner Sicht Planungssicherheit und kein "Hü und Hott" in der Politik. "Abrupte Änderungen von Förderbedingungen sind in der Hinsicht eine Katastrophe." Dadurch würden Kunden verunsichert. Notwendig seien Prämien für Elektroautos für die Hersteller allerdings überhaupt nicht, betonte Schwope. Denn die Autobauer hätten in den vergangenen Jahren sehr gut verdient.
Die größten Autokonzerne der Welt haben einer Analyse zufolge im vergangenen Jahr bei Umsatz und Gewinn Rekorde aufgestellt. Den stärksten Rückgang 2023 verzeichnete bei der durchschnittlichen Ebit-Marge, die den operativen Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz setzt, Tesla.
Tesla müsse nun schauen, wie es angesichts großer Überkapazitäten Anpassungen vornehmen könne. "Personalkosten sind eher das kleinere Übel", meinte Dudenhöffer. Tesla brauche viel Geld für die Maschinen in seinen hoch automatisierten Fabriken. Dabei könne der E-Autobauer eben nicht wie andere deutsche Hersteller zwischen Verbrennerauto und E-Fahrzeug "switchen". Dudenhöffer rechnet damit, dass Tesla in Grünheide nicht an seinen Ausbauplänen festhält. "In den nächsten 5 Jahren passiert da nichts."
Der Druck auf die Aktien von Tesla hat auch am Donnerstag angehalten. Sie verloren zuletzt 2,4 Prozent auf 151,71 US-Dollar. Allein im bisherigen Börsenjahr 2024 summiert sich der Kursverlust auf rund 40 Prozent.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Goldman Sachs das Kursziel für die Tesla-Aktie um 15 Dollar auf 175 Dollar zurückgenommen. Am Donnerstag hat Deutsche Bank Research das Kursziel von 189 auf 123 Dollar gekappt. Sollte sich die Markteinführung des Einsteigerfahrzeugs Model 2 verzögern, so wäre das mit großen Risiken für die Ergebnisse und den Free Cashflow verbunden, argumentierte Analyst Emmanuel Rosner in einer Studie. Er rechnet nun erst im Jahr 2027 mit der Einführung dieses Fahrzeugs. Die Schätzung der Zahl der in dem Jahr abgesetzten Einheiten reduzierte Rosner drastisch von einer Million auf 80.000 Model 2. Für den im Jahr 2027 erzielten Gewinn je Aktie bedeute dies eine Senkung von 4,25 Dollar auf nur noch 2,40 Dollar.
Die Aktien des Elektroautoherstellers sind in den letzten Monaten unter Druck geraten. Mit den Auslieferungszahlen für das erste Quartal hat der Elektroauto-Hersteller Anleger und Analysten erneut enttäuscht.
Bei der ganzen negativen Stimmung rund um den Elektroauto-Pionier sollten Anleger berücksichtigen, dass Tesla trotz der hohen Preisnachlässe immer extrem hohe Margen im Vergleich zu vielen anderen Autobauern aufweist. Hinzu kommt die Revolution im Bereich der Fahrzeugproduktion und Software, allen voran das Thema Künstliche Intelligenz.
Dennoch ist es zwingend erforderlich, dass Elon Musk in diesem Bereich schnellstmöglich Ergebnisse liefert, um die noch immer sportlichen Bewertungsmultiplen zu rechtfertigen und die Aktie wieder anzuschieben.
Die Möglichkeit einer neuen Produktionsmethode, wie Musk diese für das neue Billigmodell angepriesen hat, könnte der Aktie neues Potenzial einhauchen.