Tele Columbus hat zwar weiter an schwächeren Erlösen zu knabbern. Die Aktie des Kabelnetzbetreibers kann nach Zahlen dennoch deutlich ab Wert zulegen. Anleger setzen auf weitere operative Fortschritte und die beiden Großaktionäre Rocket Internet und United Internet. Die Commerzbank hebt ebenfalls den Daumen und seiht deutliches Kurspotenzial.
Im dritten Quartal schrumpfte der Umsatz bei Tele Columbus um 3,5 Prozent auf 123,2 Millionen Euro. Im Kabelfernsehgeschäft verliert das Unternehmen Kunden, der Markt sei herausfordernd, hieß es aus der Firmenzentrale. Mit Internet und Telefonie konnte Tele Columbus aber zulegen. "Wir sind überzeugt, Tele Columbus mit kontinuierlichen Verbesserungen unserer Leistung zurück auf den Wachstumspfad zu führen", sagte Vorstandschef Timm Degenhardt. Die Prognosen bestätigte er.
Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs um 4,5 Prozent auf 61,2 Millionen Euro. Dafür war aber vor allem die Änderung von Bilanzierungsrichtlinien verantwortlich, ohne diese hätte das Plus nur 1,2 Prozent betragen. Unter dem Strich stand rechnerisch jedoch im dritten Quartal ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von knapp zwölf Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Tele Columbus rund fünf Millionen Euro Gewinn gemacht.
Das bereinigte operative Ergebnis sei stark ausgefallen und auch der Umsatzmix sei besser als erwartet gewesen, kommentiert Analyst Akhil Dattani von JPMorgan die frischen Zahlen. Nicht ganz überzeugen konnten ihn allerdings die Kennziffern für das operative Geschäft wie beispielsweise die Kundenzahlen für Kabel und Internet.
Die Commerzbank hat das Kursziel bereits im Vorfeld der Zahlen von 3,00 auf 4,60 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Auf alleinstehender Basis schätzt Analystin Heike Pauls die Perspektiven für den Kabelnetzbetreiber wieder besser ein. Sie sieht außerdem gestiegene Chancen für einen wertsteigernden Verkauf des Netzwerk-Geschäfts.
Die Aktie steht vor einer Trendwende. Notierte der Kurs im November 2017 noch über zehn Euro, lag er in diesem Jahr meist deutlich unter 2,50 Euro. In den letzten Wochen konnte sich die Aktie aber bereits von ihren Tiefstständen lösen. Zuletzt war die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet mit 12,3 Prozent eingestiegen. Der Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister United Internet ist mit 29,7 Prozent größter Aktionär. Laut United-Internet-Chef Ralph Dommermuth ist die Beteiligung rein finanzieller Natur, obwohl das Unternehmen mit dem Anbieter Versatel auch ein Glasfasernetz betreibt. Am Markt wird schon länger spekuliert, Dommermuth könnte sich Tele Columbus irgendwann ganz einverleiben wollen.
Die Aktie nimmt im Tagesverlauf Fahrt auf. Gut möglich, dass sich die Rallye in den nächsten Tagen noch weiter fortsetzt und der Kurs auch die 3-Euro-Marke hinter sich lässt. Das Papier eignet sich aber nur für extrem risikofreudige Anleger, die ihren Stopp kontinuierlich nachziehen sollten.
Mit Material von dpa-AFX