Die drastisch steigenden Corona-Neuinfektionszahlen sollten Teamviewer eigentlich entgegen kommen. Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass Schüler bald wieder zuhause lernen müssen, mit Teamviewer Classroom ist der MDAX-Konzern in dem Bereich gut aufgestellt. Auch verstärktes Homeoffice von Angestellten steht ante portas. Doch das dürfte für einen Aktienaufschwung nicht reichen.
Eine Expertengruppe erarbeitet gerade ein neues Corona-Strategiepapier für Deutschland. Der Begriff 'Lockdown' wird vermieden, Schulschließungen sollen nur ein letzter Schritt zur Entlastung der Kinder- und Jugendmedizin sein. Für den Notfall wird es jedoch Maßnahmen geben, zum Beispiel Home-Office und engmaschige Testpflicht am Arbeitsplatz, verkleinerte Gruppen in Kindergärten und Schulen, etc. Generell soll man seine Kontakte in der Arbeitswelt, der Öffentlichkeit und im Privaten reduzieren.
Das riecht nach mehr Teamviewer-Nutzung, aber neues Geschäft wird dabei wohl kaum generiert. Der MDAX-Konzern will sich deshalb auf das veränderte Marktumfeld nach der Pandemie einstellen. Mit dem Programm 'Remax' sollen "bestimmte Wachstumsinitiativen" wieder beschleunigt und die Kostenbasis stabilisiert werden.
Unterdessen kämpft Teamviewer weiterhin mit einem Führungsumbau. Auf dem Kapitalmarkttag am Mittwoch wurde bekannt, dass nach dem Finanzchef auch Marketing-Chefin Lisa Agona den Vorstand verlassen wird (DER AKTIONÄR berichtete). Ihre Aufgaben soll der neue Vertriebschef übernehmen, der derzeit noch gesucht werde. Der Software-Konzern will auch auf zweiter Führungsebene schrumpfen. So soll die Organisation wieder agiler und schlanker werden, begründete Vorstandschef Oliver Steil den Schritt.
Weiterhin sind zudem Leerverkäufer in der Teamviewer-Aktie engagiert. Kürzlich wurde bekannt, dass Shortseller Millennium International Management seine Short-Position auf 0,74 Prozent aufgestockt hat.
Diese Faktoren sorgen bei der Teamviewer-Aktie weiterhin nicht für große Kauflaune. Am Freitag-Vormittag rutscht der MDAX-Wert zeitweilig um gut zwei Prozent auf 13,32 Euro ab und nähert sich damit wieder dem Rekordtief, dass Anfang November bei 12,47 Euro markiert wurde.
Die US-Bank JPMorgan glaubt jedoch, dass der Teamviewer-Umbau aufgehen wird und das Geschäft des Software-Spezialisten in der Zeit nach der Pandemie wieder in die Spur bringt. Analystin Stacy Pollard belässt die Teamviewer-Aktie auf "Overweight" mit einem Kursziel von 21 Euro.
DER AKTIONÄR rät Anlegern bis auf weiteres: Solange das Unternehmen kein starkes Wachstum vorweist, bleibt man am besten weiterhin an der Seitenlinie.
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