Es ist ein herber Rückschlag: Ein US-Bundesrichter hat die geplante Fusion der Modekonzerne Tapestry und Capri Holdings, den Muttergesellschaften von Marken wie Coach, Kate Spade, Michael Kors und Versace, vorläufig gestoppt. Während die Tapestry-Aktie nach oben schnellt, ergreifen die Capri-Aktionäre die Flucht.
Die Fusion im Wert von 8,5 Milliarden Dollar wurde von der FTC als bedenklich eingestuft, da sie den Wettbewerb im Segment der „erschwinglichen Luxus-Handtaschen“ beeinträchtigen könnte, wie die New York Times jüngst berichtete. Die Entscheidung fällt inmitten eines ohnehin wettbewerbsintensiven Marktes, in dem neue Marken relativ leicht Zugang finden. Richterin Jennifer L. Rochon vom südlichen Distrikt New York stellte fest, dass der Zusammenschluss höhere Preise für Handtaschen und Modeartikel zur Folge haben könnte, da Preiskonkurrenz verloren ginge. „Antitrust ist in Mode gekommen“, kommentierte sie.
Tapestry, Muttergesellschaft von Coach und Kate Spade, hatte die Übernahme von Capri Holdings, Eigentümer von Versace und Michael Kors, im August 2023 angekündigt. Das Unternehmen plant Berufung gegen das Urteil und bezeichnete es als „enttäuschend und rechtlich wie faktisch falsch“. Tapestry argumentierte, der Einzelhandel sei „extrem wettbewerbsintensiv, dynamisch und fragmentiert“. Vor Gericht hatte das Unternehmen auch angemerkt, dass die US-amerikanische Handtaschenindustrie europäische Anbieter wie Gucci zurückschlagen müsse, die immer mehr Marktanteile gewinnen würden, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Die FTC begrüßte das Urteil als Sieg für Verbraucher. „Die Entscheidung stellt sicher, dass Tapestry und Capri weiterhin in direkter Konkurrenz stehen“, sagte Henry Liu, Direktor des Wettbewerbsbüros der FTC. Das Marktsegment der „erschwinglichen Luxus-Accessoires“ zeichnet sich laut Richterin Rochon durch Merkmale aus, die es von traditionellen Luxusmarken abgrenzen. Die meisten dieser Handtaschen, etwa von Coach und Michael Kors, werden in Südostasien hergestellt und durch Preise um 100 Dollar und Rabatte charakterisiert.
Nach der Entscheidung stiegen die Aktien von Tapestry nachbörslich um 12 Prozent, während Capri-Aktien etwa 47 Prozent verloren. Richterin Rochon betonte, Handtaschen seien nicht nur Modeartikel, sondern wesentliche Alltagsbegleiter vieler Frauen. Neil Saunders, Einzelhandelsanalyst bei GlobalData, nannte die Entscheidung einen „Rückschlag für beide Unternehmen“ und kritisierte die Begründung des Gerichts.
Eine bittere Pille für Capri-Anleger. Die Tapestry-Investoren hingegen atmen nach der geplatzten Übernahme auf. Mit verbessertem Chartbild und einer attraktiven Bewertung (2025er-KGV von 10; Peers: 22) bleibt die Tapestry-Aktie ein Kauf. Die Capri-Aktie hingegen bietet aktuell kein Potenzial.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Capri.