Apple stellt sich auf ein langes Gerichtsverfahren ein. Nach dem Paukenschlag vom Dienstag meldete sich nun Apple-CEO Tim Cook zu Wort. „Politischer Mist!“ nannte er die Nachzahlungen von 13 Milliarden Euro Steuern plus Zinsen die Apple an Irland zahlen soll.
Offener Brief von Cook
In einem offenen Brief an die „Apple Community in Europe“ stellt Cook Apple als Opfer von geradezu willkürlichen Attacken seitens der EU-Kommission dar. Die Standortwahl im irischen Cork beschreibt er als Wohltat für die Region. Das Talent der Bevölkerung in Cork gab den Ausschlag für Apple – von den enormen steuerlichen Vorteilen, die Apple zur Standortwahl bewegt haben, weiß Cook nichts. Zudem sieht er in dem Vorgehen der Kommission eine politische Entscheidung die einem verantwortungsvollem und engagiertem Unternehmen aber vor allem dem europäischen Arbeitsmarkt schadet.
Unterstützung aus Bayern und Amerika
Tatsächlich in Europa gezahlte Steuern in Höhe von 0,005 Prozent der Gewinne lassen keinen Steuerschaden erkennen?
Das sieht anscheinend der Bayerische Finanzminister Markus Söder ähnlich, welcher den iPhone-Konzern umgehend unterstützt. Auch er hält die Summe von 13 Milliarden Euro für „überzogen“. Deutschland wird wohl nicht von Apples Steuernachzahlungen profitieren. Doch auch bei den US-Finanzbehörden ist der Ärger über die Entscheidung der EU-Kommission groß. Steuern, die Apple oder Google in der EU möglicherweise nachzahlen müssen, können nicht erneut in den USA besteuert werden. Sie fließen also nicht mehr in die US-Staatskasse.
Eine zweite „Iron Lady“
Mit der EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat der Weltkonzern eine ernstzunehmende Widersacherin gefunden. Es handele sich nicht um eine politische Entscheidung, entgegnete Vestager am Donnerstag auf die Vorwürfe. "Diese Entscheidung stützt sich auf die Fakten des Falls", betonte die Kommissarin. Neben Apple will Vestager auch gegen Amazon vorgehen, sowie gegen europäische Staaten, die den Unternehmen helfen, ihrer Steuerpflicht zu entfliehen. Gegen Google wurde bereits ein Wettbewerbsverfahren angestrengt. Die EU-Kommission vermutet, dass der Tech-Gigant seine Marktdominanz ausnutzt um sich Vorteile zu verschaffen.
Abwarten
Selbst wenn die Strafe der EU-Kommission an sich keine großen Auswirkungen auf die Bilanz haben wird, dürfte die Aktie dadurch weiter unter Druck geraten. Zudem bleibt abzuwarten, was mit den rund 210 Milliarden Dollar geschieht, die Apple auf ausländische Konten angehäuft hat. Nach aktueller US-Gesetzgebung wären bei einem Rücktransfer bis zu 40 Prozent Steuern fällig. Nicht investierte Anleger warten ab. Bereits investierte Aktionäre halten ihre Position bei einem Stopp von 77 Euro.