Eine Gruppe Topmanager hat beim angeschlagenen Möbelkonzern Steinhoff über Jahre hinweg systematisch Transaktionen generiert, um im großen Stil die Bilanzen zu fälschen. Entstanden ist ein Schaden in Milliardenhöhe. Jetzt, wo die Katze aus dem Sack ist, stürzen sich umgehend die Spekulanten auf die Aktie.
Laut Berechnungen von PwC haben die fragwürdigen Buchungen von 2009 bis 2017 demnach ein Volumen von rund 6,5 Milliarden Euro. Angeführt von einem Topmanager habe die Gruppe „jahrelang Transaktionen strukturiert und durchgeführt, die im Ergebnis die Profitabilität und den Wert von Aktiva über einen langen Zeitraum deutlich übertrieben haben“, heißt es in dem PwC-Bericht.
Die Manager hätten mit einigen Kollegen und firmenfremden Personen zusammengearbeitet, um die fragwürdigen Transaktionen zu arrangieren.
Diese seien komplex gewesen, hätten viele Organisationen überspannt und seien auch durch Dokumente und juristische Akte belegt worden. Die Belege „wurden in vielen Fällen erst hinterher erschaffen und rückdatiert", hieß es weiter. Der Bericht nennt keine Verantwortlichen namentlich.
Der frühere Firmenchef Markus Jooste habe nicht eingewilligt mit PwC zu sprechen, heißt es in dem Bericht. Gegen Jooste ermittelt bereits die Justiz.
Luftbuchungen bei Comroad
Bei dem Fall Steinhoff werden Erinnerungen an Comroad wach. Der Hersteller von Telematikdiensten war ein großer Star am Neuen Markt, bis herauskam, dass ein Großteil der Umsätze frei erfunden waren. Im April 2002 wurde Comroad-Gründer Bodo Schnabel verhaftet. Das Landgericht München verurteilte ihn wegen Kursbetrugs, Insiderhandels und gewerbsmäßigen Betrugs zu sieben Jahren Haft.
Hohes Risiko
Die Folgen, die der Bilanzskandal für die Firma Steinhoff noch haben wird, sind immer noch nicht in keinster Weise abzusehen. Der Gelackmeierte sind die Aktionäre, die an die Steinhoff-Story glaubten. Sie haben Totalverlust mit der Aktie erlitten. Kein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX)