Investorenlegende Ray Dalio war immer bekannt dafür, trotz der damit verbundenen Risiken auf chinesische Aktien zu setzen. Sein einfaches Argument: Im Wettstreit um die wirtschaftliche Vorherrschaft der Supermächte gilt es zu diversifizieren. Im Zuge des harten Durchgreifens der chinesischen Regierung hat sich der Star-Investor jetzt zu Wort gemeldet.
Das Vorgehen gegen den Fahrdienstleister DiDi und gegen Firmen aus dem Ed-Tech-Bereich hat unter Anlegern für hohe Verunsicherung gegenüber China-Aktien gesorgt. Große Indizes, die den chinesischen Markt abbilden, zählen daher zu den großen Underperformern in diesem Jahr. Der MSCI-China hat beispielsweise rund zwölf Prozent verloren, der FTSE China A50 sogar 13 Prozent und selbst der Hang Seng Index notiert seit Jahresbeginn 4,5 Prozent im Minus.
Anlegern die jetzt glauben, die Kommunistische Partei Chinas zeige nun ihr wahres antikapitalistisches Gesicht, hält Dalio in einem Artikel auf Linkedin vor, dass sie die Entwicklung der vergangenen 40 Jahre übersehen. „In den vergangenen 40 Jahren hat sich in China klar und deutlich hin zu einer Marktwirtschaft entwickelt, die reiche Kapitalmärkte, reiche Unternehmer und reiche Kapitalisten fördert“, schreibt der Bridgewater-Gründer.
Ähnliche Missverständnisse habe man laut Dalio bereits gesehen, als die chinesische Regierung versucht hat nach dem Platzen der Privatanleger-Blase 2007 mit Aktienkäufen den Markt zu manipulieren oder beim Eingreifen im Crash 2015-2016. Dies allein sei aber noch keine Abkehr vom Plan, die Märkte zu entwickeln – vielmehr überträfen die fiskalpolitischen Maßnahmen der USA und anderer entwickelter Kapitalmärkte die Eingriffe der chinesischen Regierung. „Daher will ich euch ermutigen auf die Trends zu schauen und nicht auf die Marktschwankungen“, schreibt Dalio.
Es gehe nicht um eine Abkehr von der Marktwirtschaft, sondern im Falle von DiDi um den Schutz von Daten und Privatsphäre und im Falle der Ed-Tech-Branche um Chancengleichheit im Bildungswesen. „Sie glauben schlicht, dass diese Dinge wichtiger für das Land sind – selbst wenn es die Aktionäre nicht mögen.“
Leider kommuniziere die chinesische Führung die Gründe ihrer Regulierungsmaßnahmen nicht öffentlich. „Es gilt jedoch zu verstehen, dass ein geopolitischer Wandel auch Veränderungen mit sich bringt.“ Das sehe man auch an den jüngsten Maßnahmen der USA wie neuen Anforderungen an die Börsengänge chinesischer Unternehmen oder der Drohung, Rentenfonds nicht mehr in China investieren zu lassen. Für Investoren gebe es jedoch Risiken und Chancen auf beiden Seiten – sowohl in den USA als auch in China.