Mittlerweile ist jeder Tag wie Wochenende, zumindest für Kunden von Spotify. Im ersten Quartal 2020 hörten weniger Leute Musik, weil viele nicht mehr zur Schule oder Arbeit fahren müssen. Jeder sechste US-Kunde kündigt wegen der Krisenfolgen auch sein Abonnement. Trotzdem legt die Aktie elf Prozent zu.
Spotify konnte die Anleger mit einem Nutzerwachstum über den Erwartungen überraschen. Insgesamt haben 286 Millionen Menschen im ersten Quartal die Musik-App monatlich genutzt (ein Zuwachs von 31 Prozent zum Vorjahr). 130 Millionen davon zahlen für den werbefreien Premiumservice (ebenfalls 31 Prozent mehr). Analysten sind von 283 Millionen beziehungsweise 129 Millionen ausgegangen. Der Zuwachs liegt laut eigener Angaben hauptsächlich an den Podcasts.
Beim Umsatz haben die Schweden die Schätzungen aber um zehn Millionen Dollar ganz knapp verfehlt. Am Ende stehen 1,85 Milliarden Dollar in den Büchern. Grund dafür sind die weggebrochenen Werbeeinnahmen. 20 Prozent der Anzeigen wurden in den letzten drei Märzwochen storniert. Diese negative Entwicklung wird sich im laufenden Jahr fortsetzen, davon geht Spotify selbst aus.
Ausblick Q2 und Gesamtjahr 2020
Im zweiten Quartal erwartet Spotify Umsätze in Höhe von 1,75 bis 1,95 Milliarden Dollar (Konsensschätzung: 2,02 Milliarden Dollar). Für das Geschäftsjahr 2020 korrigiert das Unternehmen seine bisherige Umsatzerwartung von 8,08 bis 8,48 Milliarden Dollar wegen Werbeeinbußen nach unten. Der Jahresumsatz soll nur noch zwischen 7,65 und 8,05 Milliarden Euro liegen (Schätzung: 8,19 Milliarden Dollar).
Auch das Nutzerwachstum werde sich verlangsamen. Ende Juni sollen 289 bis 299 Millionen Menschen Musik über den Streamingdienst hören, 133 bis 138 Millionen davon als Premiumkunden. Das sind nur ein bis viereinhalb beziehungsweise drei bis sieben Prozent mehr als im ersten Quartal.
Spotifys Wachstum wird sich in der Krise rapide verlangsamen. Als erster Musik-Abo-Anbieter (und einziger mit kostenlosem, werbefinanziertem Angebot) sind die Schweden mit allein 129 Millionen zahlenden Nutzern zwar die Nummer eins, aber machen immer noch Verluste. In der aktuellen Phase spürt Spotify die Folgen der gestrichenen Werbebudgets und Abo-Kündigungen beim Umsatz. Die großen Konkurrenten Apple (fast 70 Millionen Apple-Music-Abonnenten) und Amazon (etwa 55 Millionen Prime-Music-Nutzer) haben durch ihre vielen Standbeine einen langen Atem, um aufzuholen und die Krise gut zu überstehen. Ein Einstieg ist deswegen derzeit nicht ratsam.