Die Europäische Union und China haben im Solarstreit am Wochenende eine Einigung erzielt. Wichtigste Nachricht: Es wird keine Strafzölle auf chinesische Module geben. Vor allem für Solarworld ein weiterer Tiefschlag, während die chinesischen Solarfirmen die neue Regel begrüßen dürften.
Nach wochenlangen Verhandlungen einigten sich China und die EU auf Mindestpreise für Solarmodule und eine Begrenzung der Mengen. Die drohenden Strafzölle für chinesische Module von bis zu 68 Prozent sind damit vom Tisch. Sie wären bereits am 6. August in Kraft getreten.
EU-Handelskommissar Karel de Gucht sprach von einer „freundschaftlichen Lösung". Die chinesischen Hersteller müssen für ihre in der EU verkauften Module einen Mindestpreis von 56 Cent pro Watt verlangen. Die insgesamt in die EU ausgelieferte Menge wird auf maximal sieben Gigawatt pro Jahr begrenzt.
Enttäuschung bei Solarworld
Die Initiative „EU Pro Sun" hatte unter der Führung von Solarworld die Einführung von Schutzzöllen vorangetrieben, um dem Preisdumping der chinesischen Hersteller entgegenzuwirken. Mit der jetzt erreichten Lösung ist man nicht zufrieden und hat bereits Klage angekündigt. „Das ist geradezu eine Garantie für chinesische Verkäufe auf einem niedrigen Niveau."
Rückkehr zu üppigen Margen
Groß hingegen dürfte die Freude bei den chinesischen Modulbauern sein. Denn das Mindest-Preisniveau von 0,56 Euro pro Watt verspricht wieder satte Margen. Zuletzt waren die Verkaufspreise bis auf nur noch 0,38 Euro pro Watt abgerutscht und damit in etwa auf die Herstellungskosten von JinkoSolar, dem chinesischen Modulproduzenten mit den niedrigsten Kosten.
Bei einem Verkaufspreis von 0,56 Euro pro Watt kann JinkoSolar in Europa nun wieder eine stattliche Bruttomarge von fast 50 Prozent erzielen. Aber auch bei den anderen chinesischen Herstellern dürften die Kassen klingeln, auch wenn Europa nicht mehr der wichtigste Absatzmarkt für die chinesischen Hersteller ist.
China top, Deutschland flop
Zuletzt hatten die Aktien vieler chinesischer Solarfirmen, darunter Yingli Green Energy, Trina Solar, Hanwha SolarOne oder eben auch Jinkosolar, aufgrund der kräftig anwachsenden Nachfrage aus China und Japan kräftig zulegen können. Die guten Nachrichten aus Europa dürften dafür sorgen, dass sich der Höhenflug fortsetzt.
DER AKTIONÄR empfiehlt weiterhin die Papiere von JinkoSolar, Yingli Green Energy und Canadian Solar zum Kauf. Nach dem jüngsten Rücksetzer ist auch Hanwha SolarOne wieder interessant. Das Papier hatte mit einem Kursanstieg von 50 Prozent innerhalb von zwei Wochen für Furore gesorgt. Deutsche Solaraktien wie Solarworld oder Conergy sollten hingegen gemieden werden.