Die Software AG hat sich zum Jahresschluss beim Wachstum ordentlich geschlagen und ihre eigenen Ziele noch erfüllt. Die im noch jungen Jahr angestrebten Gewinne bleiben dagegen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Um die operative Schlagkraft zu stärken, hat Vorstandschef Sanjay Brahmawar dem Konzern ein Sparprogramm verordnet, dem auch Jobs zum Opfer fallen werden. Die Anleger reagieren verschnupft.
Brahmawar und die neue Finanzchefin Daniela Bünger haben die Ziele für die Profitabilität für das neue Jahr niedrig angesetzt. Um Sondereffekte bereinigt sowie vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen dürften vom Umsatz zwischen 16 und 18 Prozent als operativer Gewinn übrigbleiben. Das sind weniger als im Vorjahr mit 18,6 Prozent und auch spürbar weniger als von Experten geschätzt. Bevor die Software AG vergangenes Jahr das Unternehmen Streamsets zukaufte, hatte Brahmawar in der Mittelfristplanung für 2023 sogar einmal 25 bis 30 Prozent Marge in Aussicht gestellt.
Bramawar begründete die Vorsicht bei den Zielen mit anziehenden Bestellungen der Kunden für Software zur Nutzung aus der Cloud (SaaS -Software as a service). „Im vergangenen Jahr hat sich die Nachfrage nach SaaS-Verträgen deutlich beschleunigt, und das wirkt zunächst margensenkend“, sagte der Belgier im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Verträge werden zumeist als Abo-Verträge gestaltet, die erstmal weniger einbringen als frühere Softwareverkäufe, dafür aber länger laufen und Geld einspielen sollen. Auch im Datenbankgeschäft setzen die Kunden laut Brahmawar zunehmend auf Abo-Verträge.
„Der Gegenwind bei der Marge ist temporär. Unter anderem werden die Kosten für die Cloud-Infrastruktur im Zuge der Skalierung sinken“, so der Vorstand. Die Kosten für die Technik sollen sich bei mehr Kunden entsprechend besser auf diese verteilen. „Im kommenden Jahr wird sich der wiederkehrende Umsatz aus den Cloudverträgen auch erholen.“ Zudem soll der Zukauf Streamsets aus dem vergangenen Jahr ab dem dritten Jahr der Zugehörigkeit ebenfalls die Marge heben.
Der Firmenchef steuert angesichts der Belastungen mit einem Sparprogramm gegen, das rund 30 bis 35 Millionen Euro Ergebnisbeitrag liefern soll. Von dem Stellenabbau werden mit 200 Beschäftigten rund vier Prozent der Vollzeitstellen betroffen sein. Das wirtschaftliche Umfeld sei schwierig, sagte Brahmawar. In jüngster Zeit hatten viele Technologiekonzerne Jobs gestrichen, um die Kosten zu senken.
Die Aktie fällt nach dem unter den Erwartungen liegenden Ausblick um mehr als zehn Prozent zurück. Seit dem Hoch im August 2021 hat sich der Börsenwert mittlerweile halbiert. Eine Stabilisierung des Kurses ist nicht in Sicht. Anleger warten daher ab, ob der Gegenwind für die Marge wirklich nur temporär ist und die geplante Optimierung der operativen Schlagkraft Wirkung zeigt.
(Mit Material von dpa-AFX)