Wechselrichter-Konkurrent SolarEdge hat am gestrigen Mittwoch ein neues Allzeit-Tief bereits markiert, SMA Solar könnte folgen. Nach mageren Quartalszahlen und einer kassierten Jahresprognose sacken die Aktien des im SDAX gelisteten Solarindustrie-Zulieferers zeitweise um über 20 Prozent ab. Das alte Rekordtief wurde haarscharf verfehlt. Noch.
SMA Solar senkt erneut seine Jahresprognosen und hält nun sogar einen Verlust für möglich (DER AKTIONÄR berichtete am Donnerstag-Morgen). Im Tagesgeschäft (EBITDA) rechnet der Vorstand um Chef Jürgen Reinert jetzt für 2024 mit einem Ergebnis zwischen minus(!) 20 Millionen Euro und plus 20 Millionen Euro. Zuvor waren noch plus 80 bis 130 Millionen Euro angepeilt worden. Analysten erwarteten bislang knapp 95 Millionen Euro.
Grundlage dafür soll ein Umsatz von 1,45 bis 1,50 Milliarden Euro sein. Die Mitte Juni gesenkten Ziele hatten noch 1,55 bis 1,70 Milliarden Euro vorgesehen. Experten rechnen hier bisher mit 1,54 Milliarden Euro.
Die Gründe für den schwachen Ausblick: Der Konzern hat sowohl im Geschäft mit privaten als auch gewerblichen Solaranlagen Probleme, weil die Lagerbestände bei den Händlern weiterhin hoch sind. Der Wechselrichter-Hersteller bekommt weiter die hohen Lagerbestände bei den Händlern zu spüren. Die Zahlen zum dritten Quartal zeugen dann auch von einem kräftigen Ergebnisrückgang.
Außerdem gebe es Einmaleffekten wie Wertberichtigungen auf Vorräte und die eingeleiteten Sparmaßnahmen kosten zunächst einmal auch. Die Höhe dieser Einmaleffekte beläuft sich laut SMA voraussichtlich zusammen auf 100 bis 140 Millionen Euro. Im operativen Ergebnis zeigte sich die nachfragebedingte
Unterauslastung und entsprechend fehlende Fixkosten-Deckung: Vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen blieben 83,5 Millionen Euro und
damit fast zwei Drittel weniger als vor einem Jahr.
Darüber hinaus führten bilanzielle Abschreibungen im Rahmen des Jahresabschlusses zu einer weiteren Senkung des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) von voraussichtlich 20 bis 30 Millionen Euro. Die Höhe der Rückstellungen steht der Mitteilung zufolge noch unter dem Vorbehalt weiterer Prüfung.
Die Aktie von SMA Solar bricht im frühen Xetra-Handel massiv ein und markiert bei 10,94 Euro den Tiefstand. Wenn man von einem schwierigen Umfeld für den Wechselrichter-Hersteller spreche, dann sei das noch freundlich formuliert, sagte ein Börsianer.
Mit dem aktuellen Kursrutsch wurde das bisherige Allzeit-Tief von Anfang 2015 bei 10,93 Euro nur haarscharf verfehlt. Charttechnisch betrachtet könnte der SMA-Kurs nach Unterschreiten sogar einstellig werden. Im Nebenwerteindex SDAX ist SMA bereits der größte Verlierer mit einem Minus von etwa 77 Prozent.
Seit dem Rekordhoch bei fast 113 Euro im Sommer 2023 sieht die Bilanz mit gut 90 Prozent Minus noch schlechter aus. SMA ist nun an der Börse nur noch rund 400 Millionen Euro wert.
Ein Restrukturierungs- und Transformations-Programm solle nun eine Kostenersparnis von 150 bis 200 Millionen Euro bringen. Dessen Notwendigkeit hatte SMA zuletzt im September angekündigt. Im Zuge dessen rechnet das Unternehmen mit einem Stellenabbau von bis zu 1.100 Vollzeitstellen weltweit. Das wäre rund jede vierte Stelle.
Droht SMA Solar ein ähnliches Schicksal wie SolarEdge? Dem einst größte Wechselrichter-Hersteller geht das Kapital aus. Eine erneute Kapitalerhöhung könnte nötig sein, nachdem es im September bereits vorrangige Wandelanleihen im Wert von 300 Millionen Dollar ausgegeben hatte.
SMA geht es besser, doch das nordhessische Unternehmen hat noch einen weiten Weg vor sich, um den Weg für eine nachhaltige Trendwende zu ebnen. Selbst Kurse unter der 10-Euro-Marke sind denkbar. DER AKTIONÄR rät Anlegern, beim SDAX-Titel nicht in das fallende Messer greifen und weiterhin an der Seitenlinie zu bleiben.
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(Mit Material von dpa-AFX)