Frische Unternehmensmeldungen sind bei Siltronic Mangelware. Der Angebotsüberhang und die Aussagen über schrumpfende Investitionsausgaben der Chiphersteller drücken gleichzeitig auf die Stimmung. Die nicht von der Hand zu weisende Fantasie durch die Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) kann da nur bedingt helfen.
Hauck Aufhäuser Investment Banking hat die Verkaufsempfehlung für Siltronic Anfang Juni mit einem Kursziel von 52 Euro bestätigt. Künstliche Intelligenz (KI) werde eine dauerhafte Angelegenheit sein und dürfte dadurch steigen, so Analyst Jonah Emerson. Das allerdings dürfte seiner Ansicht nach das Überangebot, unter dem der Waferhersteller Siltronic leide, nur lindern, nicht aber lösen. Die Nachfrage nach KI-Wafern müsste zwei- bis dreimal stärker wachsen als von ihm erwartet, damit der Angebotsüberhang vollständig abgebaut werden könne.
Kurz vorher hatte sich Jefferies-Analyst Constantin Hesse noch deutlich optimistischer gezeigt, seine Einschätzung von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 75 auf 95 Euro angehoben. Die Aktien des Waferherstellers preisten bereits einen Großteil negativer Nachrichten ein, so Hesse. Er verwies auf den im ersten Quartal gesenkten Ausblick. Zudem gebe es erste Anzeichen, dass der Geschäftszyklus die Talsohle erreicht haben könnte. Die Chiphersteller bauten ihre Produktionskapazitäten bereits aus.
Ein Blick auf den Chart zeigt: Die Aktie ist Anfang Februar (nach den gesenkten Jahresprognosen) und Anfang Juni (nach der Hauck-Studie) am horizontalen Widerstand knapp über 80 Euro abgeprallt. Im Bereich um 58 Euro hat sich in den vergangenen Monaten dabei eine Unterstützung herausgebildet. Derzeit spricht einiges dafür, dass diese in den kommenden Wochen erneut getestet wird.
Ob wirklich alles Negative eingepreist ist, muss sich erst noch zeigen. Die Sorge vor weiter steigende Zinsen belastet ebenfalls. Auch wenn die Stimmung hier jederzeit wieder drehen kann, üben sich Anleger vorerst weiter in Geduld. Erst im Bereich um 58/60 Euro bieten sich erste antizyklische Käufe an.
(Mit Material von dpa-AFX)