Während die Berichtssaison bereits weitgehend abgeschlossen ist, steht das Zahlenwerk von Siemens noch vor der Tür. Der Industriekonzern öffnet am Donnerstag, 17. November, seine Bücher für das vierte Quartal und das Gesamtjahr des Ende September abgelaufenen Geschäftsjahres 2021/22. Das verspricht viel Spannung.
Operativ lief es jüngst trotz eines sich zunehmend eintrübenden Umfeldes robust für den Konzern. Vor allem im Neugeschäft kann Siemens auf volle Bücher blicken. Einer der Wachstumstreiber ist das Geschäft mit der Fabrikautomatisierung, aber auch das Geschäft mit smarter Infrastruktur wuchs zuletzt deutlich. Allerdings rechnet Konzernchef Roland Busch mit einer Normalisierung. Umsatz- und Auftragswachstum profitierten im dritten Quartal dabei auch von einem schwächeren Euro.
Aber auch Siemens hat mit Lieferkettenengpässen sowie steigenden Arbeits- und Einkaufskosten zu kämpfen. Dies will der Konzern durch Preiserhöhungen und Effizienzsteigerungen auffangen.
Größtes Problem bleibt jedoch aktuell die Beteiligung am Energietechnikkonzern Siemens Energy, den die Münchener vor rund zwei Jahren abgespalten haben und an dem sie noch 35 Prozent halten. Dabei hat sich Siemens vorgenommen, den Anteil weiter zu senken. Siemens Energy war wegen Problemen in seinem verlustträchtigen Windenergiegeschäft in Turbulenzen geraten und musste mehrfach seine Erwartungen zurückschrauben. Im dritten Geschäftsquartal schrieb Siemens Milliarden auf die Beteiligung ab. Dies, sowie weitere Belastungen im Zusammenhang mit dem Rückzug aus Russland brockten dem Konzern in den drei Monaten per Ende Juni den ersten Verlust seit mehr als zehn Jahren ein.
Siemens hatte daher im August seinen Ergebnisausblick gesenkt. Für 2021/22 erwartet der Konzern ein Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreisallokationen von 5,33 bis 5,73 Euro – nach 8,32 Euro im Vorjahr. Zuvor war Siemens von 8,70 bis 9,10 Euro ausgegangen. Dabei will Siemens durch den Verkauf von Unternehmensteilen mehr erlösen als zunächst geplant. Die erwarteten Gewinne bezifferte Finanzvorstand Ralf Thomas nun auf etwa 2,2 Milliarden Euro – nach zuvor in Aussicht gestellten 1,5 Milliarden. Die Umsatzprognose wurde bestätigt, hier erwartet Siemens weiter ein vergleichbares Wachstum von sechs bis acht Prozent. Dabei sind Währungseffekte sowie Portfolioveränderungen ausgeklammert.
Die Siemens-Aktie hat im starken Marktumfeld zuletzt deutlich zugelegt. Damit hat sich das Chartbild vor den Zahlen aufgehellt. Anleger lassen die jüngsten Gewinne laufen. Langfristig ist Siemens mit dem Fokus auf Digitalisierung auf dem richtigen Weg.
Mit Material von dpa-AFX