Im anhaltend schwachen Marktumfeld verliert die Aktie von Siemens Energy am Freitag deutlich an Boden. Mit einem Minus von knapp vier Prozent ist der Energietechnikkonzern der schwächste Wert im DAX. Neue Impulse könnte es allerdings bereits in der kommenden Woche geben, wenn am Mittwoch, 7. August, die Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt werden.
Zuletzt hatte der Konzern wieder vermehrt in die Spur zurückgefunden. Die Münchner profitieren von einer deutlich gestiegenen Nachfrage im Elektrizitätsmarkt. Insbesondere das Netzgeschäft wächst rasant. Nach einem besser als erwartet ausgefallenen zweiten Geschäftsquartal erhöhte das Unternehmen, das in der Vergangenheit durch zahlreiche Gewinnwarnungen Vertrauen an der Börse verspielt hatte, Anfang Mai seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr.
Für das Verluste schreibende Windgeschäft Siemens Gamesa wurde zudem ein Sanierungsplan vorgelegt, der den Turbinenbauer wieder in die schwarzen Zahlen führen soll. Dies wird jedoch Jahre dauern. Der Plan beinhaltet unter anderem Kapazitätsanpassungen und einen Stellenabbau im Geschäft mit Landturbinen.
Für 2023/24 stellt Siemens Energy dank eines dicken Auftragspolsters ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis um zehn bis zwölf Prozent in Aussicht. Dabei ausgeklammert sind Währungs- und Portfolioeffekte. Bei der operativen Marge vor Sondereffekten erwartet das Management um Christian Bruch zwischen minus einem und plus einem Prozent.
Das sagen die Experten
Die Experten erwarten für das dritte Quartal deutliche Umsatzzuwächse, angetrieben vom gut laufenden Netzgeschäft. Und auch bei Siemens Gamesa gehen sie von steigenden Erlösen aus. Der Konzernumsatz soll sich von 7,5 Milliarden im Vorjahr auf 8,7 Milliarden Euro verbessern, wie aus einer vom Unternehmen veröffentlichten Konsens hervorgeht. Die Auftragseingänge dürften hingegen wegen eines deutlich geschrumpften Neugeschäfts bei Gamesa massiv sinken.
Beim bereinigten operativen Ergebnis erwarten Analysten einen kleinen Gewinn von 33 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern unter anderem wegen Qualitätsproblemen bei Landturbinen von Gamesa einen Milliardenverlust verbucht. Für das Windgeschäft gehen die Experten von weiteren Verlusten aus, wenn auch nicht mehr in dem Ausmaß wie ein Jahr zuvor. Deutlich steigende Gewinne werden für das Netzgeschäft erwartet. Unter dem Strich dürfte hingegen ein Verlust herauskommen.
Die Auftragsdynamik bleibe bei Siemens Energy hoch, bemerkte Analyst Vivek Midha von der Citigroup Anfang Juli. Entscheidend sei aber auch gleichfalls die Umsetzung. Alexander Virgo von der Bank of America rechnet mit einem weiteren soliden Quartalsbericht. Außerhalb der Windenergie bleibe die Dynamik hoch, aber auch hier liege man in der Spur, notierte er.
Nach dem starken Jahresstart befindet sich die Aktie von Siemens Energy inzwischen schon längere Zeit im Konsolidierungsmodus. Starke Zahlen könnten nun neue Impulse liefern. Anleger bleiben investiert.
Mit Material von dpa-AFX