Mit einem Minus von mehr als vier Prozent ist die zuletzt so stark gelaufene Aktie von Siemens Energy am Dienstag der schwächste Wert im DAX. Zwei negative Analystenstudien drücken auf die Stimmung, doch von Berenberg kommt bereits Gegenwehr. Die Bullen geben sich nach der Rally weiter nicht geschlagen.
Belastend für den Kurs wirkte zunächst vor allem ein Vergleich von JPMorgan zwischen Siemens Energy und GE Vernova. Wegen der „cleaneren Anlagestory beim Thema Elektrifizierung“ lautet sein Votum für Vernova weiter „Overweight“, so Analyst Mark Strouse. Bei Siemens Energy dagegen bereitet ihm neben der schwächeren Bilanz auch die Trendwende des Windkraftgeschäfts weiter Sorgen. Hier lautet das Votum „Underweight“ mit Ziel 13 Euro.
Auch Nicholas Green von Bernstein Research ist skeptisch gestimmt. Der Indien-Deal – die ehemalige Mutter Siemens hatte Ende 2023 durch den milliardenschweren Kauf von Anteilen finanzielle Hilfe geleistet – werde Siemens Energy noch enorme Kopfschmerzen bereiten, meint er. 2028 müsse man den Siemens-Anteil zum Marktwert zurückerwerben, was zwischen drei und sieben Milliarden Euro kosten könnte. Aktuell wären es laut Green 5,2 Milliarden Euro. Er denkt, dass diese schwebende Belastung in den meisten Bewertungsmodellen gar nicht enthalten sei.
Doch so einfach geben die Bullen nicht auf. Berenberg-Analyst Philip Buller bestätigte angesichts der Kursverluste am Dienstag seine Kaufempfehlung mit Ziel 33 Euro. Die schwebende Indien-Belastung sei „keine neue Nachricht“, sondern durchaus bekannt. Er habe sie in seinem Modell ebenfalls berücksichtigt, auch wenn die genaue Höhe der Kosten aktuell noch unklar sei.
Es bleibt dabei: Bei Siemens Energy scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite läuft es in vielen Geschäftsbereichen gut, auf der anderen Seite gibt es nach wie vor viele große Risikofaktoren. DER AKTIONÄR rät ebenfalls, die Probleme im Hinterkopf zu behalten. Allerdings war der Aufwärtstrend zuletzt stark. Wer investiert ist, kann vorerst weiter dabei bleiben. Favorit des AKTIONÄR bleibt aber der Rivale GE Vernova.