Die Deutsche Bahn will bis 2040 klimaneutral agieren. Was es schleunigst braucht, sind Alternativen wie Wasserstoff. Neben Siemens mit seinem zuletzt vorgestellten Modell Mireo Plus H kommt auch Alstom mit dem Wasserstoffzug Coradia iLint auf Touren. Dieser befindet sich auf Rekordfahrt in Deutschland.
Der Alstom-Zug hat die Marke von 1.000 Kilometern Reichweite geknackt. Der von Alstom entwickelte und mit Wasserstoff angetriebene Coradia iLint habe 1.175 Kilometer zurückgelegt und schließlich in München Halt gemacht, sagte ein Alstom-Sprecher am Freitag. Die Tanks enthielten rund 250 Kilogramm Wasserstoff. Die Zielmarke von 1.000 Kilometern erreichte der Wasserstoffzug, der im norddeutschen Bremervörde aufgebrochen war, am Donnerstagabend beim bayerischen Mühldorf am Inn. 1.000 Kilometer entsprechen der Reichweite üblicher Dieselzüge, wie der Sprecher sagte.
Normalerweise fährt der Zug auf der 126 Kilometer langen Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude - und ersetzt dort 15 Diesel-Züge. Auf der Rückreise wird der Wasserstoffzug geschleppt. Über Salzgitter werde der Zug nach Berlin zur Verkehrstechnikmesse Innotrans gebracht, die in der kommenden Woche beginnt, sagte der Sprecher. Dort werde der Wasserstoffzug für Publikumsfahrten eingesetzt.
...und die Zulieferer?
Sowohl Siemens als auch Alstom dürften auf Zulieferer für die Brennstoffzellen und Wasserstofftanks angewiesen sein. Im Juli 2019 berichtete bereits DER AKTIONÄR, dass laut Alstom zum damaligen Stand die kanadische Hydrogenics – für wenig Geld vom Motorenhersteller Cummins aufgekauft – die Brennstoffzellen liefert. Laut einer Broschüre hat die Hexagon-Gruppe (Hexagon Purus) auch den Coradia iLint mit Wasserstofftanks versorgt.
Siemens hat sich bereits 2018 mit Ballard Power zusammengeschlossen, um die gemeinsame Entwicklung eines Brennstoffzellen-Antriebs für die Siemens-Zugplattform Mireo voranzutreiben. Gut möglich, dass die Kanadier auch beim neuen Modell von Siemens ihre Finger mit im Spiel haben.
Die Deutsche Bahn, Siemens und Alstom treiben die Dekarbonisierung auf der Schiene voran. Spannend bleibt, ob sich die Wasserstoffzüge im großen Stil durchsetzen und welche Zulieferer davon profitieren. Unter den spekulativen Wasserstoff-Pure-Playern zählt DER AKTIONÄR weiter Nel, PowerCell und Hexagon Purus zu seinen Favoriten. Die Aktie von Ballard Power ist derzeit kein Kauf, Alstom befindet sich nicht auf der Empfehlungsliste. Die aktuellen Kurse bei Siemens hingegen sind auf lange Sicht Kaufkurse.
(Mit Material von dpa-AFX)