Seit Monaten steht die Aktie von Siemens in der Gunst der Anleger nicht besonders hoch. Der DAX-Konzern hat mit Wachstumsproblemen und einem langwierigen Umbau zu kämpfen. Anleger sollten jedoch genauer hinsehen. Trotz der Probleme ist die Lage bei Siemens nicht so schlecht wie es auf den ersten Blick erscheint.
1. Besser als der DAX
Siemens-CEO Joe Kaeser wird trotz aller Umbaubemühungen vorgeworfen, dass die Aktie unter seiner Führung deutlich underperformt. Die Kritik kommt durchaus zu Recht, der Siemens-Kurs steht heute lediglich gut zehn Prozent höher als zu Kaesers Amtsantritt im August 2013. Erstaunlich allerdings: Inklusive Dividenden hat die Siemens-Aktie den DAX (der Dividenden ebenfalls berücksichtigt) deutlich outperformt.
2. Besser als die Wettbewerber
Der Vergleich mit der Konkurrenz zeigt zudem, dass das Umfeld für Industriekonglomerate in den vergangenen Jahren allgemein schwierig war. Die Gründe: Investoren wollen inzwischen keine Konglomerate mehr, zudem hat vor allem die Krise im Kraftwerksgeschäft voll durchgeschlagen. Diese ist kein periphäres sondern ein strukturelles Problem. Aber: Im Gegensatz zu den Wettbewerbern geht Siemens hiermit gut um, verdient nach wie vor Geld in der Krisensparte und ist beim Konzernumbau weiter als GE, ABB und Co. Was wohl die wenigsten erwartet hätten: Auch die Siemens-Aktie hat sich unter Kaeser deutlich besser entwickelt als die Papiere der Rivalen.
3. Milliarden für die Anleger
Siemens schüttet unter Kaeser nicht nur seit Jahren konstant steigende Dividenden aus. Hinzu kommen auch milliardenschwere Aktienrückkaufprogramme. Über sieben Milliarden Euro wurden seit 2013 bereits investiert, knapp drei sollen bis 2021 folgen. Zehn Milliarden Euro in sieben Jahren – für deutsche Verhältnisse sind das ungewohnt hohe Summen, die den Kurs künftig stabilisieren dürften. Klar ist aber auch: Durch die schwache Kursentwicklung der vergangenen Monate hat Siemens viele Aktien aus heutiger Sicht überteuert gekauft. Die Entwicklung der Aktie war vor allem 2018 dennoch äußerst enttäuschend.
Schwierige Situation
Die Fakten zeigen insgesamt, dass sich Siemens im globalen Wettbewerb gut behauptet. Dennoch sollten Anleger derzeit nicht überstürzt zugreifen. Der Umbau kostet Geld, Kaeser muss erst zeigen, dass das Konglomerat in seiner neuen Form mit den spezialisierten Wettbewerbern mithalten kann. Bis dahin gilt: Füße still halten und trendstärkere Werte kaufen.