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Sie müssen wissen: DAX und Dow Jones liegen mitnichten gleichauf

Sie müssen wissen: DAX und Dow Jones liegen mitnichten gleichauf
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10.10.2024 ‧ Leon Müller

Der Deutsche Aktienindex steht hoch wie nie. Auch wenn das nicht in allen Augen eine gute Nachricht ist – eine schlechte ist es definitiv nicht. Und zwar unabhängig davon, ob man mittendrin ist oder gerade neu an die Börse kommt.

DAX hoch wie nie – die Stimmung im Land dennoch im Keller? Das ist – zumindest in Deutschland – nicht zwangsweise ein Widerspruch. Der Deutsche lebt gern im Spannungsfeld zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Ohne ihn gäbe es das nicht einmal. Immerhin haben wir diese Redensart einem der Deutschen überhaupt zu verdanken: Johann Wolfgang von Goethe. 

Unterschiede
Möchte man den „klassischen“ DAX (Perf.) mit dem US-Leitindex vergleichen, sollte man den dortigen Dow Jones Industrial Total Return (DJITR) heranziehen. Anders als der gewöhnliche Dow Jones (DJI) berücksichtigt er wie der DAX Dividenden.

Doch wenden wir uns lieber dem DAX zu. Der ist das Börsenbarometer unseres Landes. Und dabei in gewisser, wichtiger Hinsicht eine Mogelpackung. Denn was nicht offensichtlich ist: Der DAX ist ein sogenannter Performance-Index. Das heißt, dass in die Berechnung des Indexstandes nicht nur die Kurse seiner Mitglieder einfließen, sondern auch die Dividenden als reinvestiert betrachtet werden. Das alles ist vollkommen legitim und üblich, nur eben nicht im internationalen Kontext. Dow Jones, S&P 500, Nikkei 225, ja selbst Österreichs ATX und der Schweizer SMI sind reine Kursindizes. Das führt – Sie werden es wissen oder inzwischen zumindest ahnen – zu einem gewaltigen Problem. Und zwar in dem Augenblick, will man den DAX mit anderen Indizes vergleichen. Was gern und häufig getan wird. Insbesondere dann, wenn wie jetzt ein neues Allzeithoch erreicht wurde. Schnell heißt es: Dow Jones und DAX liegen bei der Performance gleichauf. Dabei ist das falsch. Weil man Äpfel mit Birnen vergleicht. Eben Kurs mit Performance. Richtig ist: Man zieht für den Vergleich den reinen DAX-Kursindex heran und legt ihn neben den Verlauf des Dow Jones. Dann wird offenbar: Mitnichten liegen die beiden gleichauf. Während der Dow Jones seit 2019 etwa 68 Prozent an Wert hinzugewonnen hat, beträgt das Plus beim DAX (Kursindex!) gerade einmal 44 Prozent. Die Überlegenheit des Dow Jones zeigt sich selbst dann, wenn man auch bei den wichtigsten US-Aktien die Dividenden in die Betrachtung einbezieht. Dazu muss man nur den Dow Jones Industrial Average Total Return Index heranziehen und ihn mit dem „klassischen“ DAX (Performance-Index!) vergleichen. 72 Prozent beim DAX steht hier ein Zuwachs von 90 Prozent beim Dow Jones gegenüber.

Dieser kleine Exkurs macht die gute Entwicklung des DAX nicht weniger großartig. Anders als DIW-Präsident Marcel Fratzscher kann ich auch nicht die Bildung einer Blase ausmachen. In einem Beitrag bei LinkedIn schreibt dieser: „Ich befürchte, dass ein großer Teil des Booms an den deutschen Aktienmärkten auf überzogene Erwartungen und eine unrealistische Einschätzung der wirtschaftlichen Situation beruht, wir also eine Blase haben, die irgendwann platzen wird.“ Gut, dass Fratzscher sogleich nachlegt: „Die gute Nachricht ist, dass ein Platzen der Blase an den Aktienmärkten zu finanziellen Verlusten bei Vermögenden führt, sich jedoch nicht merklich negativ auf die Realwirtschaft auswirken wird.“ Alles gut also, oder muss man den Unterton dieses LinkedIn-Kommentars so deuten, es würde den regierungsnahen DIW-Präsidenten nicht stören, ja ihm vielleicht sogar gefallen, würden Vermögende Verluste erleiden? 

Ob das auch im Sinne der Ampel-Partei FDP mit Finanzminister Christian Lindner an deren Spitze ist? Lindner möchte nun endlich die Aktienrente voranbringen. Zeit wirds! Damit mehr Menschen vermögend werden, ganz gleich, ob sie auf Kurs- oder Performance-Indizes setzen. Damit mehr Bundesbürger Freude empfinden, wenn der DAX neue Höchststände erreicht. Ganz gleich, wie Herr Fratzscher oder andere Top-Theoretiker darüber denken.

Dieser Beitrag ist als Editorial erschienen in DER AKTIONÄR Ausgabe 41/2024 vom 4. Oktober 2024.

DER AKTIONÄR 41/2024

DA 41/2024
Foto: Börsenmedien AG

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