Subventionen, Regulierungen und Verbote – die Politik mischt sich immer stärker in unsere freie Marktwirtschaft ein – mit fatalen Folgen für betroffene Unternehmen und Aktionäre. Im Koalitionsvertrag zwischen der Union und der SPD geht es unter anderem Versandapotheken an den Kragen. „Um die Apotheken vor Ort zu stärken, setzen wir uns für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein“, heißt es im sonst wenig aussagekräftigen Papier der Protagonisten. Die Aktien der Onlinehändler Shop Apotheke Europe und der Schweizer Zur Rose brachen bis zu 30 Prozent ein. Doch wie wahrscheinlich ist ein derartiges Verbot und welche Auswirkungen hat ein mögliches Gesetz auf das Geschäftsmodell einer Versandapotheke? DER AKTIONÄR hat beim Finanzvorstand der Shop Apotheke Europe nachgehakt und erklärt, warum die Papiere nach dem Kurssturz wieder einen spekulativen Blick wert sind.
Kampf gegen Apothekensterben
Offensichtlich macht die Politik den Versandhandel für die Schließung von Apotheken verantwortlich. Finanzvorstand Dr. Ulrich Wandel sieht dies im AKTIONÄR-Interview aber völlig anders. Er sieht vielmehr strukturelle Probleme, die zu dem Apothekensterben beitragen. Darüber hinaus sei es völlig offen, ob ein mögliches Verbot auch grünes Licht von allen verantwortlichen Behörden und Gremien erhalte. Denn seit Monaten gibt es verfassungs- und europarechtliche Bedenken gegen dieses Vorhaben. Das lässt die Online-Apotheke mit dem Sitz im niederländischen Venlo nicht auf sich sitzen. In einer Stellungnahme betont die Firma, im Interesse ihrer Patientinnen und Patienten in Deutschland alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln weiter aufrechtzuerhalten und weiter anzubieten.
Wachstum geliefert
Die Shop Apotheke ist nicht nur in Deutschland vertreten. Dank der Übernahme von Farmaline im September 2016 gelang der Markteintritt unter anderem in Italien und Spanien. Der Expansionskurs schlägt sich auch im Wachstum nieder: Laut vorläufigen Zahlen für 2017 stieg der Konzernumsatz um 60 Prozent auf 284 Millionen Euro. Davon entfielen 74 Millionen Euro auf das internationale Geschäft, das satte 143 Prozent zulegte.
Das Zünglein an der Waage stellt nun die 2017 akquirierte Europa Apotheek dar. Denn diese Firma hat sich auf den Versandhandel von verschreibungspflichtigen Medikamenten spezialisiert, den eine mögliche Große Koalition mit einem Verbot unterbinden möchte. Im Interview mit dem aktionär gibt sich CFO Dr. Ulrich Wandel trotzdem zuversichtlich für das Geschäftsmodell der Shop Apotheke, zumal nach wie vor etwa drei Viertel des Geschäfts nicht von einem Verbot betroffen wären.
Chancen überwiegen
Nach dem Kursrutsch stehen die Chancen auf eine Kurserholung gut, zahlreiche Insiderkäufe schaffen zusätzliches Vertrauen. Spekulative Anleger nutzen die Chance und greifen zu Kursen von unter 40,00 Euro zu.