Schweizer Electronic hat die Grundlage für nachhaltiges Wachstum in den nächsten Jahren gelegt. Zudem hat mit dem Chip-Riesen Infineon ein starker Partner eine Beteiligung aufgebaut. Der Small Cap dürfte im Jahr 2015 kräftig durchstarten.
Deutschlands größter Chiphersteller Infineon will die Zusammenarbeit im Bereich Chip-Embedding mit der Schweizer Electronic vertiefen – und hat sich vor wenigen Wochen mit 9,4 Prozent an dem im Schwarzwald beheimateten Leiterplattenspezialisten beteiligt. „Wir sind sehr glücklich über diese positive Entwicklung. Infineon und Schweizer sind weltweit führend in den Leistungselektronik-Themen für die Automobilindustrie. Durch die Bündelung der Stärken von Halbleiter und Leiterplatte entsteht in Zukunft die Chance, bahnbrechende Verbesserungen für die Kunden in puncto Funktionalität auf kleinstem Raum bei hohen Strömen zu erreichen“, so Marc Bunz, Finanzvorstand der Schweizer Electronic, gegenüber dem AKTIONÄR.
Chip-Embedding ist ein neuartiger Aufbau von Leiterplatten und Halbleiterchips. „Anstelle der Bestückung durch Halbleiterchips nur an der Außenseite von Leiterplatten werden beim Embedding Hochleistungschips im Inneren der Leiterplatte eingebettet“, erklärt Thomas Umlauft von Montega. „Dies erlaubt geringere Größen bei gleichzeitig höherer Leistungskraft.“ Ein Wachstumsmarkt: Im Auto nimmt der Elektronikanteil kontinuierlich zu, der Platz für den Einbau dagegen nicht. Hier steht die elektronische Steuerung der vom Gesetzgeber geforderten Reduzierung des CO2-Ausstoßes ebenso auf der Agenda wie eine adaptive Geschwindigkeitssteuerung. „Den Anwendungsgebieten – viel Leistung auf wenig Raum – sind im Zeitalter des Internet der Dinge nahezu keine Grenzen gesetzt“, ergänzt Umlauft.
Entsprechend gut kommt der Anschluss bei dem Analysten an: „Zum einen erlaubt die Partnerschaft mit so einem Global Player wie Infineon, der um ein Vielfaches größer ist und über ungleich mehr Investitionskraft verfügt, die Forschung und Entwicklung auf ein bislang außer Reichweite liegendes Niveau zu heben.“ Zum anderen könne Infineon sowohl durch seine Distributionskanäle als auch durch seinen Namen dazu beitragen, die Akzeptanz und letztlich die Verwendung von Embedding-Lösungen voranzutreiben. Finanzielle Details zu dem Deal wurden nicht veröffentlicht. Dem Vernehmen nach hat Infineon den Anteil im Wert von rund 7,5 Millionen Euro von der Familie Schweizer übernommen – die aber weiter Mehrheitsaktionär bleibt.
Ein Ausbau der Beteiligung durch Infineon ist aber nicht geplant. Zählbares erwartet der Schweizer-Finanzchef in rund drei Jahren. „Der Aufbau des Geschäfts mit Infineon wird sich in den nächsten Monaten konkretisieren. Wir schätzen, dass sich materielle Ergebnisbeiträge ab 2018 ergeben können.“ Bis dahin sorgen andere Bereiche für Fantasie. Die technologischen Stärken der Schweizer Electronic liegen neben dem Zukunftsgeschäftsfeld Embedding auch in der Leistungselektronik und der Systemkostenreduktion. „Wir sind kein Unternehmen, das Bestellungen seiner Kunden annimmt und produziert“, so Bunz. Vielmehr sieht sich der Finanzchef als „Entwicklungspartner der europäischen Elektronikindustrie“. Dabei steht vor allem das asiatische Partnernetzwerk – bestehend aus der Meiko Electronics Japan und WUS China – im Fokus. „So können wir den Kunden eine nahtlose Überführung der Produkte in Niedrigkostenländer anbieten“, sagt Bunz.
„War man bislang in der Fertigung von kleinen und mittelgroßen Serien am Stammsitz in Schramberg durch den begrenzten Raum eingeschränkt, so ermöglicht das Joint Venture eine signifikante Ausweitung der Produktion in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht“, ergänzt der Montega-Analyst. In Vietnam können Großserien für Kunden gefertigt werden, für welche zuvor Serien kleiner und mittlerer Größe am deutschen Standort gefertigt wurden. Gleichzeitig schaffe diese Auslagerung Kapazitäten für hochmargige Aufträge in Schramberg. „In Summe sollte dies zu einer deutlichen Ausweitung des Umsatzes bei konstanten Gewinnmargen führen“, lautet die Prognose des Experten.
Weitere Impulse dürfte die Kooperation mit der WUS Printed Circuits im Bereich der Hochfrequenz-Leiterplatten bringen. Hintergrund: Die Zahl der im Auto verbauten HF-Leiterplatten soll sich bis 2024 von zehn auf 100 Millionen Stück vervielfachen. Für das Gesamtjahr rechnet CFO Bunz mit dem höchsten Umsatz der Unternehmensgeschichte. „Unsere Guidance sieht einen Umsatzanstieg um 7,0 Prozent auf rund 108 Millionen Euro vor. Das EBIT wird zwischen neun und zehn Millionen Euro erwartet.“ Dies impliziert eine EBIT-Marge zwischen 8,3 und 9,3 Prozent. Unter Berücksichtigung der Sondereffekte im Zusammenhang mit dem Vietnam-Joint-Venture liege man hier auf Höhe des Vorjahres und damit auf einem guten Niveau, errechnet Umlauft. Die Jahresziele sollten daher bequem erreicht werden. Die Anlaufkosten für Meiko sind eine Investition in die Zukunft, die sich in den folgenden Jahren bezahlt machen werden. „Hier erwarten wir in der zweiten Jahreshälfte 2015 erste positive Beiträge zu Umsatz und Ergebnis und gute Wachstumsraten in den Folgejahren“, zeigt sich Bunz optimistisch.
Rund 40 Prozent der weltweiten Innovationen im Autosektor werden von deutschen Unternehmen entwickelt. Um diese Kunden noch länger während des gesamten Produktlebenszyklus an sich zu binden, wird die internationale Präsenz weiter ausgebaut werden. „Dies bedeutet stärkeres Wachstum und eine optimierte Allokation der Entwicklungskosten“, so der Finanzchef.
Werden alle Projekte planmäßig umgesetzt, dann werden Umsatz, Ergebnis und Dividende mittelfristig nachhaltig steigen. Kein Wunder also, dass sich die Verantwortlichen bei Infineon neben der Ausweitung der Zusammenarbeit auch für eine Beteiligung an der Schweizer Electronic entschieden haben.