Die US-Börsen haben am Mittwoch ihrer Kursrally seit Anfang November etwas Tribut gezollt. Der Leitindex Dow Jones verlor am Ende 0,58 Prozent auf 29.872,47 Punkte, nachdem er tags zuvor erstmals die Marke von 30.000 Punkten geknackt hatte und zeitweise sogar über 30.100 Punkte geklettert war.
Für den marktbreiten S&P 500 , dem am Dienstag nur wenige Punkte zu einer Bestmarke gefehlt hatten, ging es um 0,16 Prozent auf 3.629,65 Zähler bergab. Dagegen schaffte der zuletzt häufiger schwächelnde technologielastige Nasdaq 100 ein Plus von 0,60 Prozent auf 12.152,22 Punkte.
Verantwortlich für die Zurückhaltung unter den Anlegern dürfte auch der kommende Feiertag Thanksgiving (Donnerstag) sein, an dem an der Wall Street nicht gehandelt wird – und am Freitag schließt sie schon früher als üblich ihre Pforten. Deshalb nutzen viele Börsianer den Feiertag für ein verlängertes Wochenende. Investoren halten sich schon vorher zumeist bedeckt.
Eine ganze Flut durchwachsener Konjunkturdaten gab dem Markt ebenso wenig Richtungsimpulse wie das Protokoll zur jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed. Für Gewinnmitnahmen spricht, dass der Dow – vor allem dank guter Nachrichten zu Corona-Impfstoffen – allein seit Monatsbeginn bis jetzt um gut 13 Prozent oder mehr als 3.500 Punkte nach oben geschnellt ist.
Slack ragt heraus
Unter den Einzelwerten stach zur Wochenmitte der Bürokommunikationsdienst Slack heraus, dessen Aktien dank Übernahmefantasien um mehr als ein Drittel nach oben schossen und den höchsten Stand seit dem Börsengang des Unternehmens im Juni 2019 erreichten. Das Wall Street Journal berichtete unter Berufung auf Insider über Gespräche zwischen Slack und dem Softwarehersteller Salesforce , dessen Anteilscheine knapp fünfeinhalb Prozent verloren.
Beide Unternehmen äußerten sich nicht zu dem Bericht, dem zufolge Salesforce für Slack im Falle einer Übernahme einen Preis zahlen würde, der über der jüngsten Börsenbewertung von rund 17 Milliarden Dollar läge. Nach Einschätzung von RBC-Analyst Alex Zukin würde eine solche Transaktion beiden Unternehmen nutzen.
Moderna stark, Nikola schwach
Für Aktien von Moderna ging es um fast elf Prozent auf ein Rekordhoch empor. Das Unternehmen will die Lieferung seines Corona-Impfstoffs an die Europäische Union womöglich schon im Dezember starten - vorausgesetzt, das Mittel erhält eine Zulassung.
Die Aktionäre des Elektro- und Brennstoffzellenauto-Entwicklers Nikola mussten indes einen Kursrutsch von über zwölf Prozent verkraften. Unternehmenschef Mark Russell konnte offenbar Sorgen der Anleger nicht beschwichtigen, dass der Autobauer General Motors (GM) beim eigentlich geplanten Einstieg einen Rückzieher machen könnte - die GM-Aktien sanken um mehr als zwei Prozent. Zudem befürchten einige Anleger, der Unternehmensgründer und ehemalige Chef Trevor Milton könnte einen Teil seines umfangreichen Nikola-Aktienpakets verscherbeln.
Zahlen sorgen für Impulse
Ansonsten sorgten vor allem Geschäftszahlen für Bewegung. Gap-Papiere stürzten nach dem Quartalsbericht um fast 20 Prozent ab. Der Umsatz des Bekleidungs-Einzelhändlers fiel zwar besser als erwartet aus. Doch stark gestiegene Marketing- und Vertriebskosten sorgten für eine enttäuschende Ergebnisentwicklung. Zudem hat sich der Wert der Aktie in den vergangenen sieben Monaten vervierfacht.
Deere-Titel büßten ungeachtet eines guten Ausblicks knapp zwei Prozent ein. Der Landwirtschaftsmaschinen-Hersteller äußerte sich optimistisch zum kommenden Jahr. Allerdings ist die Aktie seit Jahresbeginn auch schon um 50 Prozent gestiegen.
Dass sich der Computerkonzern Dell dank der Corona-Krise im dritten Quartal besser als erwartet geschlagen hat, half den gut gelaufenen Aktien nicht: Sie verloren 1,4 Prozent und zollten so ihrem Anstieg von mehr als einem Drittel seit Jahresbeginn Tribut. Goldman-Analyst Rod Hall verwies zudem auf den verhaltenen Ausblick auf das Schlussquartal sowie die unsicheren Rahmenbedingungen für die Nachfrage.
Mit Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Salesforce.com.