Die durch die Corona-Krise stark unter wirtschaftlichen Druck geratene Schaeffler-Gruppe hat nach der Wiederaufnahme der Produktion nur schleppend auf den Erfolgspfad zurückgefunden. Seit Mitte Mai laufe die Produktion in allen 75 Schaeffler-Werken wieder, jedoch teilweise schleppend. Das Unternehmen wollte gemäß ursprünglicher Planung in 2020 das erste eigene Elektromotor-Aggregat vorstellen.
Die Branchenveränderung ist drastisch. Der gesamte Kraftfahrzeugbau inklusive zugelieferter Teile, der nach Statista-Berechnungen auf rund 106 Milliarden Euro jährlich kommt, muss sich radikal wandeln. Problem: Schwache Absatzmärkte und der zunehmende Konsumverzicht der Verbraucher bei langlebigen Gütern dürfte noch eine Weile anhalten.
Alternative Antriebe und ein Elektromotor aus dem eigenen Hause sind die Themen der Stunde. Die Umstrukturierung und Ausrichtung macht Fortschritte, mit strategischen Zukäufen wurde der Weg zur E-Mobilität beschleunigt, doch fehlt hier noch die „kritische Masse“. 2019 betrug der Elektroauto-Anteil 7,4 Prozent vom Gesamtumsatz. Die Wirkung auf das Zahlenwerk für 2020 ist wegen den Produktionsstopps kaum einschätzbar. Wichtigste Frage: Wann kommt der eigene Elektromotor auf den Markt?
Wie Schaeffler auf Nachfrage des AKTIONÄR erklärte, wolle man zum jetzigen Zeitpunkt nichts Genaues über die Fortschritte und den Stand der Entwicklung sowie die Marktreife des eigenen Elektromotors mitteilen. „Im September ist eine umfassendere Kommunikation zu dem Thema mit Investoren und Analysten geplant“, so Vertreter von Schaeffler.
Für 2020 kann voraussichtlich bestenfalls die schwarze Null bis etwa 0,10 Euro Ertrag je Vorzugsaktie hereinkommen. Daraus resultiert ein KGV von 67. Momentan sind die Schaeffler-Papiere mit mehr Risiko behaftet. Zu einem Kurstreiber könnte eine stärkere gesamtwirtschafliche Erholung werden, die jedoch im Autosektor spät ankommt. Die Klarheit über die E-Mobilität mit eigenem Aggregat würde für weitaus mehr Fantasie sorgen. Der Markt erhofft sich hier sogleich Aufschluss zu konkreten Schlüsselkunden. Anleger bleiben an der Seitenlinie.