Schaeffler schlägt sich in der Corona-Krise wacker. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 3,28 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um rund ein Fünftel auf 215 Millionen Euro zurück. Die aktei startete am Mittwoch eine Gegenbewegung. Wie weit kann die Rallye gehen?
"Wir müssen uns auf eine globale Rezession einstellen, die nächsten Monate werden sicher kein Spaziergang", sagte Konzernchef Klaus Rosenfeld der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Zwar beginnen in dieser Woche alle 75 Schaeffler-Werke wieder zu laufen. Trotzdem sagte Rosenfeld: "Wir werden das Niveau vor der Krise so schnell nicht wieder erreichen. Es wird ein langer Weg, bis das alles aufgeholt ist".
Während die Auslastung in China, wo die Virus-Krise ihren Anfang nahm, schon wieder bei über 90 Prozent liegt, sieht die Lage auf anderen Kontinenten dagegen differenzierter aus. "Es wird überall wieder gearbeitet, aber noch lange nicht auf dem Niveau der Vergangenheit", sagte er. So werde die Kapazitätsauslastung etwa in den USA in der kommenden Woche bei 20 bis 25 Prozent liegen, in Europa nähere sie sich 40 bis 45 Prozent an.
Unter dem Strich drückten die Folgen der Coronavirus-Pandemie Schaeffler tief in die roten Zahlen. Wegen einer Wertminderung in der Automotive-Sparte und zusätzlichen Kosten für den Stellenabbau stand bei den Franken unter dem Strich ein Verlust von 184 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Überschuss von 137 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte. Die Wertminderung bezeichnete Rosenfeld als "zukunftsgewandte strategische Maßnahme", die in Anbetracht der Krisensituation gezielt vorgenommen worden sei.
Die Wertminderung ändere aber nichts daran, dass Schaeffler weiterhin fest an sein Automotive-Geschäft glaube. "Daran gibt es keinen Zweifel, das ist unser Kerngeschäft", unterstrich Rosenfeld. Die Schaeffler-Bilanz sei robust genug, um auch eine Wertminderung zu verkraften.
Schaeffler habe solide abgeschnitten, schrieb Analyst Jose Asumendi in einer Studie. Der frei verfügbare Barmittelzufluss habe die Erwartungen deutlich übertroffen. Schaeffler dürfte gestärkt aus der Virus-Krise hervorgehen
UBS-Analaystin Analystin Sabrina Reeh hält dagegen: Ihr Kursziel lautet nach den Zahlen 4,40 Euro. Trotz der Tatsache, dass die Profitabilität (Ebit-Marge) des Autozulieferers höher als erwartet ausgefallen sei, so Reeh in einer Studie.
Im laufenden Jahr haben die Papiere im Zuge der Marktturbulenzen bereits fast ein Drittel an Wert verloren. Auf längere Sicht sieht es noch schlechter aus: In den zurückliegenden drei Jahren steht für Schaeffler ein Minus von fast 60 Prozent zu Buche.
Die Zahlen von Schaeffler lagen über den Erwartungen. Die Aktie hat in den letzten Tagen wieder deutlich Boden gut gemacht. Jedoch steht Schaeffler vor schwierigen Aufgaben Es gilt den Swing weg von der Cash-Cow der letzten Jahrzehnte, dem Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität und dem wichtigen Thema autonomes Fahren zu meistern. Anleger laufen den Kursen nicht hinterher.