Am Donnerstag, 28. Oktober, öffnet Russlands größte Bank ihre Bücher. Die Sberbank profitiert weiterhin von der Zinsentwicklung und ihrem Engagement im Start-up-Sektor, während die russische Wirtschaft unter der Pandemie leidet. Die Aktie konnte zuletzt ein Mehrjahreshoch erklimmen, die Q3-Zahlen könnten einen weiteren Schub auslösen.
Nach vorläufigen Zahlen, die nicht nach internationalen Rechnungslegungsstandards geprüft sind, hat die Bank in den ersten neun Monaten 937 Milliarden Russische Rubel (11,4 Milliarden Euro) eingefahren. Die Eigenkapitalrendite erreichte 26 Prozent, was global ein Spitzenwert sein dürfte.
Der Konsens rechnet für das dritte Quartal mit 4,27 Milliarden Euro Vorsteuergewinn. Treiber dürften die steigenden Leitzinsen sein, die das große Kreditbuch der Sberbank anschieben. Die russische Notenbank hat in diesem Jahr bereits mehrmals die Leitzinsen auf nun 7,5 Prozent erhöht. Vor einem Jahr lagen sie noch bei 4,25 Prozent. Das Nettozinseinkommen der Sberbank dürfte davon stark profitieren, denn die Bank hat ihr Kreditbuch gedreht und im vergangenen Jahr viele variabel verzinste Kredite vergeben. Diese werden mit der Zeit an Benchmark-Zinssätze wie die Leitzinsen angepasst.
Die Bewertung der Sberbank bleibt mit einem 2022er-KGV von 7 günstig, vor allem auch im Vergleich zu den Peers in den Emerging Markets. Auch gegenüber den Eurozonen-Banken oder der US-Konkurrenz wird der größte Player Russlands mit einem kräftigen Bewertungsabschlag gehandelt. Die Gewinnstärke der Sberbank dürfte anhalten und es ermöglichen weiter in Sektoren außerhalb des Finanzsektors zu investieren. Seit mehreren Jahren diversifiziert das Management erfolgreich in Start-ups aus den Bereichen E-Commerce, Cloud oder beispielsweise Lieferdienste. Anleger schauen daher auch auf die Erlöse, die der Konzern außerhalb des klassischen Geschäfts erzielt.
Zuletzt konnte der Titel wieder zulegen und hängt nun am Verlaufshoch bei 21,68 Dollar aus dem Jahr 2018. Die Zahlen am Donnerstag könnten zu einer Fortsetzung der Rallye führen und die Notierung von dieser Marke nach oben treiben lassen. Investierte bleiben dabei. Wer noch einsteigen möchte, kann die Zahlen abwarten. Generell ist die Aktie riskanter einzuschätzen als die Konkurrenz aus Europa oder den USA.